PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
dort nur von Bedeutung ist, daß-- Mich bedünkt, mein Herr,<br />
unterbrach mich der Oberstabsarzt, Sie verkennen den Ernst der<br />
Lage! Oh, habe ich servil geantwortet, oh, ich selbst bin doch nur<br />
ein Dichter, und auf der Suche, in der ganzen Stadt, an jedem<br />
Tag... Ich habe das gehört, sagte der Arzt, ja, der Herr Major hat<br />
mir erzählt davon. Und was, fuhr er schließlich fort und bot mir<br />
eine Zigarette, was suchen Sie? Erinnerungen, habe ich gerufen,<br />
ich suche Erinnerungen! Erinnerungen!? frug der Oberstabsarzt<br />
erstaunt. Ja, Erinnerungen, habe ich sogleich reagiert, nämlich<br />
Erinnerungen an die Schönheit suche ich, verstehen Sie,<br />
verlorengegangene Erinnerungen, also Erinnerungen, die irgendwann<br />
irgendeiner sich bemüht hat zu vergessen... - - Kennen Sie selbst,<br />
begann ich schließlich nachdem wir nur geraucht hatten und von<br />
unserem Tee genommen, die Geschichte dieses Gepäcksjungen!? Ich<br />
kenne seinen Akt, lächelte der Arzt. Und welche Diagnose hatten<br />
Sie formuliert, habe ich gefragt, welche Behandlung haben Sie<br />
vorgeschlagen? Da braucht es keine Diagnose, habe ich ihn<br />
antworten gehört, da braucht es keine Behandlung! Ja wollen Sie<br />
selbst nicht einmal wissen, habe ich erregt gerufen, warum dieser<br />
Junge die Köpfe von Ratten frißt? Ich darf Sie jetzt korrigieren,<br />
insistierte der Arzt; der Junge frißt nicht die Köpfe von Ratten,<br />
er beißt sie ihnen bloß ab! Aber das tut doch kein Kind, habe ich<br />
ihm wütend entgegnet, daß-- Mein lieber Herr, unterbrach mich der<br />
Oberstabsarzt süffisant, Sie erstaunen mich, nicht dieser<br />
Junge...der übrigens das Dienen bereits beherrscht in einer<br />
Vollendung, die-- Ja, habe ich ihn wütend unterbrochen, ja, der<br />
ist gewiß ein stupender Diener geworden, hilfsbereit,<br />
verschwiegen, zufrieden, anspruchslos, ja, vor allem<br />
anspruchslos!!! Am Tag ein Diener, erklärte ich mich ohne jede<br />
Rücksicht, und in seiner Kammer-- Mein lieber Freund, lächelte der<br />
Arzt und bewegte dabei seine Hände wie ein Dirigent, welcher dem<br />
Konzertmeister zulächelt in einer Art der Verliebtheit, um<br />
vielleicht dessen Aufmerksamkeit zu provozieren, Sie sind doch ein<br />
kluger Mann, der die Antwort kennt... Ich kenne keine Antworten,<br />
habe ich ihm sarkastisch entgegnet, die nicht irgendwann die<br />
Mißhandlung von Menschen begründet haben. Wir sind keine<br />
Leutschinder! hat der Oberstabsarzt erregt gerufen. Ja, habe ich<br />
gesagt, Sie sind Pädagogen, über welche man bestenfalls dereinst<br />
wird lesen können in den Geschichtsbüchern, daß Sie die<br />
Indoktrination verwechselt hatten mit der...mit der... Ja,<br />
lächelte der Arzt, ja!? O, es gibt kein Wort, das zu beschreiben,<br />
habe ich geflüstert (und vielleicht hatte ich sogar geweint). - -<br />
Der Mensch, hatte der Oberstabsarzt schließlich begonnen, will<br />
erzogen werden, und weil niemand-- Ich darf mich nun verfügen,<br />
habe ich plötzlich gerufen und war von meinem Sitzplatz<br />
aufgesprungen geradeso, als wäre ich galvanisiert worden, sintemal<br />
ich müde bin und meine Augen schmerzen! - - Das wird nicht<br />
irgendein Tod sein, habe ich gedacht, als ich meine Augen<br />
geschlossen hatte und wieder den Geruch jener Sonne schmeckte,<br />
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