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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11 neun. wir schweigen, weil wir ich sind. weil ich du nicht mehr bin, schweigen wir. und ich beginne das zu vergessen, was vor dem schweigen war. neun. neun..., neun... neun? neun, neun... neun? neun??? neun! neun... neun! nein. Es wirkt wie ein Zauber, wie eine Verzauberung! Auf den Plätzen, die ganz gewiß keine Magier sind, oder in den Hinterhöfen, wohin sich vielleicht nicht einmal die Eskamoteure verirren, passiert es, daß ich verzaubert werde. Aber welche Art von Zauber das ist, weiß ich Ihnen nicht zu sagen, weiß nicht zu sagen, ob´s ein Bannzauber ist oder ein Schauspiel! Das weiß ich nicht zu sagen, weiß nicht, welche Zeilen geschrieben stehen in dem Zauberspruch, weiß nicht zu sagen, ob ich davonlaufen soll oder lachen! - - Das weiß ich nicht, weiß nicht, ob da der Mephistopheles befohlen hat oder eine Art von Cherub! Nur das weiß ich zu berichten, daß es mich erstaunt und mir zumeist gefällt. Und wie unsere Kinder vielleicht staunen über einen Zauberer geradeso, als würde der eine Art von Wahrheit kennen, die allein seinen Zuschauern verborgen bleibt, weiß ich selbst nun nicht zu sagen, warum mir diese Gespenster gefallen, weiß nicht zu sagen, warum es mich verlangt nach ihnen, die doch mit den Zauberern nichts anderes zu schaffen haben als jemand zu schaffen hat, der einen Magier staunt. - - Das ist ein Zauber, das ist eine Verzauberung! Aber ich weiß Ihnen nicht zu sagen, warum es passiert, weiß nicht zu sagen, wie es passiert oder wann, wiewohl es jedesmal passiert. Und o, das weiß ich zu sagen, daß es nämlich zu jedem Tag passiert! 92
© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11 ja wie geschmiedeter verschlossen darauf und nebenher wie geschmiedeter heißgekochter geschockt und starr gekochter wie geschmiedeter Ich hatte so getan, als würde ich spazierengehen, so getan, als würde ich von irgendwo nach dort wollen ganz ohne Vorbehalt. Denn ich mußte ja zu jedem Moment so tun, als würde ich bloß das tun, was die anderen tun, nämlich spazierengehen an einem Sonntagnachmittag vielleicht um 16 Uhr 10. Vor dem Dom zum Beispiel, wo die Kinder der Touristen photographiert wurden, mußte ich so tun, als würde ich pflichtschuldigst stehenbleiben für jene fünf oder sieben Sekunden des Photographierens, obschon ich nur deshalb stehengeblieben war, weil auch diese gespensterhafte Gestalt, die ich agnosziere zu jedem Augenblick und überall, abgelichtet werden sollte! Auf den Plätzen um den Dom wiederum mußte ich so tun, als würden mir die Betrügereien der Zauberkünstler gefallen, wiewohl ich nichts anderes getan, als jene Gestalt zu beobachten, die dort unbemerkt zwischen den Zuschauern stand. O dieses Schauspiel! Das Geld ist der Hebel des Archimedes. Daß die Moral davongeschleudert würde und nur ich selbst übrigbliebe, ich selbst und Gott, dessen Locken mich zuweilen genauso erebisch bedünkt wie Sein Lachen! ... Ich hatte also diesen Hebel gebaut und endlich befestigen können an jenem einen Punkte, der vielleicht nicht weniger unbezwingbar ist als meine Gier dauernd. Und ich hatte diesen Hebel angesetzt und also die Moral zertrümmert wie eine falsche Vorstellung. ... Die Moral war denn hinfort, und ich selbst bin zu jenem Moment vielleicht so frei gewesen wie Ikarus, als er seine Schwingen erprobte zum ersten Mal. Aber dieser Ikarus, der stürzte, war aufgefangen worden von mir selbst geradeso, als gelte es, jene Kilogramm an Sünde davonzutragen, welche aus dem Orkus geschöpft worden waren von einem, der das Himmlische prophezeit und dem Mephistopheles dient. 93
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