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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11
der Angst gehört hatte, in des zitternden schwitzenden febrilen
Sohnes Bett gestiegen war, um dem die Hand zu fassen oder die
schwingende Brust, vermag ich selbst Ihnen nicht zu erklären.
Vielleicht hatte ich nur nicht gedacht gehabt, daß der Tod, oder
eben das, was er zurückgelassen hatte, jemals mir selbst
solcherart nahe sein würde können; sintemal es doch immer wieder
über das Abhorreszierende passiert, von welchem wir nicht glauben,
daß es sich tatsächlich neben uns legen würde mögen oder überhaupt
ein Teil ist von uns, daß es neben uns gelegen hat oder ein Teil
von uns gewesen war! - - Am elften Tag hatte ich das
rekognosziert, oder vielleicht sogar später; aber rekognosziert
hatte ich! Nämlich um 4 Uhr 10 war ich aufgewacht geradeso, als
hätte ich plötzlich aufwachen m-ü-s-s-e-n, und war dann doch nur
aufgewacht, weil mir schlecht geträumt hatte. Also war ich
aufgewacht und hatte mit einem Male davon gewußt, daß ich den Tod,
oder vielmehr das, was ebendieser Tod vor elf oder mehr Tagen auf
mein Bett gelegt hatte, daß ich endlich irgend etwas werde tun
müssen. Und ich hatte das getan: Ich hatte den Tod, oder eben das,
was übriggeblieben war, in jene Tragetasche gesteckt und war dann
davongelaufen, wiewohl ich noch nicht einmal wußte, wohin ich
laufen würde sollen! - - Ich war durch die Straßen gelaufen, stob
über Plätze und durch Hinterhöfe, und erinnerte mich indes an
jenen Hieronymus Bosch. Was ich da mit mir trug, war aber tot,
vielleicht genauso tot wie das Licht der Straßenlaternen, das auf
dem Asphalt zersplitterte, als ich davon- und darüberrannte.
Im Moment der Freiheit ist nichts anderes von Bedeutung als man
selbst!
Um uns selbst abzubilden sind die Dichter nötig, die in die Seele
dringen und sich dabei trotzdem geradeso lächerlich aufführen wie
ein Clown, der sich als Arzt verkleidet.
Lieben kann man schnell einmal, heftig und kurz, ungestüm und ganz
ohne Kraft.
Ich bin die neue Kunst. Weil ich mich jeden Tag entscheiden muß am
Morgen gegen den Tod, bin ich die neue Kunst; weil ich nicht
schaffe sondern schreibe, weil ich nicht schreibe sondern
hervorwürge, bin ich die neue Kunst.
Vielleicht war es 1871 geschehen, vielleicht war es in diesem Jahr
geschehen, in London, an irgendeiner Straßenkreuzung. Ich hatte
eine Münze aus meiner Rocktasche gezogen und dem Schuhputzer, der
dort gesessen war wie ein junger Artist in der Garderobe des
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