PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
wissen. Aber man kann den Tod nicht verzögern, hörte ich eine<br />
Stimme, und das wissen Sie! O, hörte ich mich sagen, o, ich selbst<br />
habe ja niemals etwas in dieser Hinsicht getan, im Gegenteil,<br />
meine Herren. Aber es wird ja, erklärte ich, es wird ja immer<br />
schlechter gestorben, und das wiederum wissen Sie, meine Herren!<br />
- - Wenn Sie sich erklären wollen, hörte ich schließlich eine<br />
helle Stimme. Natürlich, oh, natürlich, aber ich kann das nur<br />
versuchen, sagte ich, ich kann das versuchen... Mehr ist auch<br />
nicht verlangt worden von Ihnen! sagte der zweite in einer<br />
durchaus schulmeisterlichen Art. - - Nun fürchte ich dennoch,<br />
begann ich, nachdem ich zwei Zigaretten geraucht und indes meine<br />
Gedanken zu ordnen versucht hatte, fürchte ich dennoch, daß Sie<br />
meine Erklärungen, ich meine, jene versuchten Erklärungen – das<br />
Sie das alles endlich nur hören wollen, um eine Urteilsbegründung<br />
schreiben zu können; obschon ich selbst ja nicht-- Mein lieber<br />
Freund, wurde ich unterbrochen vom fünften, Sie wissen doch, daß<br />
wir keine Begründungen brauchen für unseren Spruch. Oh, entgegnete<br />
ich sardonisch, oh, natürlich weiß ich das, bitte verzeihen Sie<br />
meine...Unachtsamkeit. So erzählen Sie endlich, wurde ich herrisch<br />
aufgefordert vom vierten, erzählen Sie! Aber ich brauche nichts<br />
erzählen, reagierte ich sofort, ich brauche das nicht; sehen Sie<br />
sich, meine Herren, sehen Sie sich und Sie...Sie sind renitent,<br />
wurde ich zurechtgewiesen vom dritten, renitent!...und Sie, sehen<br />
Sie sich und-- Das hatten Sie aber schon einmal diagnostiziert!<br />
- - Man hatte mir schließlich eine Pause von dreißig Minuten<br />
gewährt. Die Ärzte waren aus dem Verhörzimmer gegangen und hatten<br />
eine rote dünne Mappe auf den Tisch gelegt. Zwei Blatt Papier<br />
waren darin, weißes glattes Papier in den Maßen 210 zu 297<br />
Millimeter, sowie ein stumpfer schäbiger kurzer Bleistift. Man<br />
hatte mir nämlich aufgetragen, alles das niederzuschreiben, was<br />
ich nicht artikulieren zu können glaube. Und natürlich hatte ich<br />
weder einen Satz oder ein Wort noch eine Interpunktion notiert<br />
gehabt, als jene fünf "Scharfrichter und Ärzte" schließlich wieder<br />
lächelnd eingetreten waren nach wahrscheinlich exakt dreißig<br />
Minuten. - - Nun, mein lieber Freund, begann der vierte mit einem<br />
süffisanten Timbre, dieweil der erste nach der Mappe griff, was<br />
haben Sie denn notiert? Lesen Sie selbst, meine Herren, antwortete<br />
ich lächelnd, lesen S-- Ohoo, ohoo, hörte ich den ersten lästern<br />
und den dritten, welcher neben ihm saß, ohoo... Unser Freund,<br />
sagte der erste, scheint ja tatsächlich zu glauben... Daß uns<br />
seine Scherze amüsieren, setzte der dritte fort in kurzen harten<br />
Betonungen, seine kindischen, naiven, dümmlichen, lästerlichen<br />
Possen. Ich beliebe nicht zu lachen, rief ich sofort, und ich tue<br />
das nicht...Aha, staunten diese fünf, aha!?...weil das Lachen hier<br />
wie eine Lüge riecht...<br />
Meine Herren, begann ich durchaus zuvorkommend, Sie brauchen mir<br />
keine Paraphrenie zu diagnostizieren, wiewohl Sie gewiß eine<br />
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