PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
kann schlafen in den Nächten, die über das Lachen der<br />
Henkersknechte nicht einmal stumm werden. - Ich kann schlafen in<br />
den Nächten, die für die Ausbeutenden das Jus primae noctis<br />
bedeuten. - Ich kann schlafen in den Nächten, die über den Neid<br />
genauso staunen wie über die Morgensonne. - Ich kann schlafen in<br />
den Nächten, die nicht den Haß aus den Seelen der Schlafenden<br />
saugen. - Ich kann schlafen in den Nächten, die sogar vor den<br />
Diktatoren sich niederbeugen.<br />
wenn die kinder schreien<br />
weil die väter auf den schlachtfeldern krepieren<br />
während die mütter jener kinder nicht mehr wissen<br />
ob das mehl reichen wird...für einen dünnen brei<br />
wenn die kinder schreien<br />
und der general die huren an ihre front befiehlt<br />
dieweil er selbst mit seinem söhnchen spielt über<br />
der bunten großen befahnten generalstabskarte...<br />
Der zählte zwölf Jahre, als er starb. Er war ein Strichjunge<br />
gewesen. Auf den Bahnhoftoiletten - wie irgendwann ein Journalist<br />
vermuten wird - hat der seine Freier befriedigt mit der Hand oder<br />
vielleicht sogar oral; allenfalls hat er dafür bezahlt bekommen,<br />
sich einen runterholen zu lassen hinter einem Gebüsch im Stadtpark<br />
um 4 Uhr 10 morgens. - - Als er starb, hat er vielleicht geträumt;<br />
vielleicht hat er das tatsächlich, vielleicht hat er geträumt!<br />
Aber niemand weiß mehr zu sagen, was er geträumt haben wird, oder<br />
ob er überhaupt geträumt hatte in diesen Momenten, oder welche<br />
Träume das gewesen waren, ob es nämlich wohltuende heimatliche<br />
Träume waren oder bloß Alpträume. In der Zeitung jedenfalls wird<br />
darüber nicht zu lesen sein, daß er vielleicht geträumt haben k-ön-n-t-e,<br />
als er starb. - - Der da starb im morphinen Delirium,<br />
erstickt an einem Brei, der aus dem Magen gequollen war, hatte<br />
sozusagen eine Geschichte. Es war das nun eine Geschichte wie sie<br />
jeder Mensch schreibt mit jedem Tag, den er atmet, und wie sie<br />
doch so seltsam nur sein kann bei den Kindern! Aber diese<br />
Geschichte ist bereits verlorengegangen, als er starb, wie nämlich<br />
alle Geschichten irgendwann einmal nicht mehr dokumentiert werden,<br />
sintemal es so wenige sind, die sie ehrlich recherchieren oder die<br />
sie lesen ohne allen Vorbehalt. - - Und vielleicht gehen diese<br />
Geschichten nicht so sehr deshalb verloren, weil es fremde<br />
Geschichten sind; vielleicht gehen sie verloren, nachdem jeden<br />
bereits die eigene Geschichte so bedrohlich dünkt und unbekannt,<br />
daß er sie zu vergessen angehalten ist. - - Es ist das nun eine<br />
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