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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />

vielleicht unaufmerksam gewesen war in jenem Augenblick, als sie<br />

die Sonne staunte, mit einemmal laut zu rufen beginnt und zu<br />

zetern, und das dann überfahren ist. Das Kind ist tot, und niemand<br />

wird also die gedrückten zerrissenen Gliedmaßen neu zusammensetzen<br />

und es aufzustehen heißen; keiner wird das zu tun den Mut haben!<br />

- - Die Nacht war jedenfalls ihren Zenit zu verlassen bemüht, um<br />

vor der renitenten häßlichen Sonne zurückzuweichen, die ja alles,<br />

was sich nicht beugt in Demut, zuerst bewußtlos schlägt und es<br />

endlich aussaugt wie ein Spinnentier. Ich vermochte diese Sonne zu<br />

riechen, ja, sie zu schmecken war ich imstande, wie man vielleicht<br />

schon als Kind geahnt hatte an jenem bestimmten Abend, während<br />

welchem der Geruch der Mutter ein anderer war als sonst, daß man<br />

selbst Soldat werde und daß man jeden Weg, den man laufen würde<br />

aus bloßem Pflichtgefühl noch nicht einmal für sich selbst würde<br />

nachzeichnen müssen! - - Vielleicht hatte ich das getan!<br />

Vielleicht war ich ein Soldat gewesen einfach nur deshalb, um<br />

jenen festen unbeirrbaren Schritt nicht selbst wagen zu müssen<br />

sondern passieren zu lassen, weil sogar die Tretmine, auf welche<br />

man denn steigen wird, einen braucht, der das tut. – - Es klopfte<br />

abermals, und das war ein hämmerndes ruheloses wenngleich<br />

herrisches Klopfen. Herein! rief ich, vielleicht wie ein<br />

schüchterner Junge, der sich beim Onanieren ertappt weiß. Es war<br />

der Hoteldirektor, ein Mann mit gierigen unangenehmen Augen, der<br />

das Befehlen ganz gewiß gewohnt war und der denn die<br />

Selbstverständlichkeit, mit welcher seinen Wünschen Genüge getan<br />

wird, vermissen würde wie ein Alkoholiker das Äthanol. Der Krieg<br />

lehrt uns zu dienen, hub er sogleich an, wiewohl schon der Krieg<br />

per se ein Diener ist! Aber Herr Direktor, reagierte ich soporös;<br />

der-- Nein, nein, mein Herr, unterbrach mich der Direktor, der<br />

Krieg i-s-t ein Diener. Und das Dienen, fuhr er fort, ist ein Tun,<br />

das dem Menschen zu eigen ist, weshalb der es auch nicht verlieren<br />

darf oder verlernen! - - Ich selbst, begann der Direktor<br />

schließlich nachdem ich ihm eine Zigarette und auch von jenem<br />

Wasser geboten hatte, bin Major. Ich verstehe, habe ich<br />

geflüstert, weil ich nicht wußte, was ich hätte antworten sollen,<br />

und mit meinem Kopf genickt auch deshalb, weil ich dem Direktor,<br />

der wie eine Raubkatze umherlief, bedeuten wollte, sich zu setzen.<br />

Und welchen Rang, begann der Direktor unbeirrbar, bekleiden Sie<br />

selbst? Oh, habe ich gelächelt, oh, ich selbst habe...nicht<br />

gedient... Der Direktor versuchte zu lächeln und war jetzt<br />

offensichtlich bemüht um die Reputation seines Hauses, die es ihm<br />

nicht gestattete, einen Gast zu desavouieren. Nun, hörte ich ihn<br />

keuchen nach einer Pause von einigen Atemzügen, nun, dann sind Sie<br />

gewiß...indisponiert! O ja, lächelte ich sofort, ja, ich bin nicht<br />

eben der-- Das erklärt natürlich alles, unterbrach mich der<br />

Direktor und schlug die Hacken zusammen. - - Doch darf ich mich<br />

jetzt absentieren, begann der Direktor schließlich nachdem wir<br />

beide geschwiegen hatte während einiger Minuten. Ich danke<br />

vielmals, sagte ich und reichte dem Direktor meine Hand, obschon<br />

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