PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
nicht mehr mit bloßen Messungen verschwenden, fuhr ein nächster<br />
fort. Ich soll ja nicht bestätigen, habe ich wütend gerufen, ich<br />
soll das nicht, weil Theorien widerlegt werden müssen!!! - - Meine<br />
Herren, begann ich nach einer Pause von zwölf Minuten, während<br />
welcher ich zu erklären versucht habe, warum Theorien widerlegt<br />
werden müssen, ich selbst aber von Verifikationen gesprochen<br />
hatte, meine Herren, jene Theorie, welche ich über die Dramen, die<br />
Shakespeare geschrieben, formuliert habe, ist in drei mal drei<br />
Jahren nicht zu prüfen noch in zwölf Jahren! Verstehen sie, fuhr<br />
ich zögernd fort, ich hatte erst begonnen damit...ich war<br />
frei...und hatte erst begonnen damit... Aber jetzt, habe ich<br />
gelächelt wie vielleicht Hamlet gelächelt hatte, als ihn des<br />
Laertes vergiftetes Rapier gestreift, jetzt bin ich hier... Jetzt<br />
sind Sie hier, hörte ich einen höhnen, ja, jetzt sind Sie hier!<br />
Wie soll ich denn dann, habe ich lächelnd gerufen, Shakespeare<br />
lesen und klug werden dabei!? Wir verbieten Ihnen das nicht! hörte<br />
ich eine Stimme. Nämlich wir, fuhr ein anderer fort, verbieten<br />
überhaupt nichts! Oh, habe ich konstatiert, oh, Sie verbieten die<br />
Freiheit, und weil Sie die versagen, verbieten Sie endlich schon<br />
genug! - - Drei mal zwölf Stunden, habe ich schließlich gesagt,<br />
nämlich drei mal zwölf Stunden plus vier Stunden bin ich Ihre<br />
Fragen zu beantworten gezwungen an fünf Tagen in der Woche...und<br />
Sie sprechen von Freiheit!? Ich habe ja noch nicht einmal die<br />
Zeit, fuhr ich erregt fort, an meine Liebste zu denken, oder mich<br />
dafür zu bedanken, daß ich frei sein habe dürfen... - - Doch Sie<br />
haben die Freiheit zerstört in einer einzigen Nacht... Als Sie mir<br />
telegraphiert hatten... Sie erinnern sich gewiß... - - Sie wollen<br />
Shakespeare nur lesen, wurde ich mit einemmal entrüstet angerufen<br />
vom ersten, weil Sie endlich zu feige sind, sich von jenen Engeln,<br />
die des Nächtens über Ihre Träume wachen und die in Wirklichkeit<br />
Gespenster sind, auch fellieren zu lassen! Und Sie wollen sich<br />
auch bloß deshalb, fuhr der vierte fort, bedanken für jene<br />
Freiheit...Bei wem auch immer, rief der zweite dazwischen, bei wem<br />
auch immer!...weil Sie selbst nicht glauben können an eine solche<br />
Freiheit, die nur ein Fordern ist... An eine Freiheit, die nur ein<br />
Ficken ist! ergänzte der erste. Die nur ein Fordern und ein Ficken<br />
ist, schrie der dritte, ein Fordern und ein Ficken, ein Fordern<br />
und ein Ficken!!! - - Sie haben wohl recht, meine Herren,<br />
flüsterte ich endlich, Sie haben wohl recht, daß ich ein Feigling<br />
bin... Aber ist nicht jeder Häftling, frug ich, auch ein Feigling;<br />
und ist es nicht der Tod und die Wollust, die uns gefangennehmen<br />
schon im ersten Augenblick? - - Man hat mir nicht mehr<br />
geantwortet, und ich hatte auch keine Erklärung erwartet, sintemal<br />
diese fünf "Ärzte und Scharfrichter" aus dem Zimmer gegangen waren<br />
geradeso, als wäre ich selbst nicht dort gesessen. Die waren ohne<br />
Gruß gegangen und ohne mir zu drohen (was vielleicht wiederum eine<br />
Drohung ist, oder doch ein Menetekel); sie hatten auch kein Papier<br />
zurückgelassen noch irgendwelche Zigaretten. Schließlich wurden<br />
mir die Hände gebunden und die Füße von zwei Wächtern, die<br />
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