PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
wir hatten ein liedchen gesungen, und damit eine lüge erlaubt. wir<br />
hatten nicht nein gesagt und nicht um verzeihung gebeten. wir<br />
hatten bloß gesungen. - und wir hatten denn auch nur gesungen, und<br />
damit eine lüge erlaubt.<br />
Daß ich dich ficke, deshalb lieb ich dich...!<br />
hier war euch das kranke begegnet. das kranke war euch begegnet,<br />
als ich vor dem richter stand; es hat den kopf geneigt gehabt und<br />
war angesehen worden ohne jedes mitleid. das ist das kranke! hat<br />
der richter begonnen. - - es soll sprechen, hat der staatsanwalt<br />
gerufen, das kranke soll sprechen, daß es nicht sagen kann, wir<br />
hätten es nicht angehört; es soll sprechen. das kranke soll<br />
sprechen! hat der richter wiederholt. - - das kranke, habe ich<br />
schließlich gesagt, weint nicht anders als ihr und träumt nicht<br />
anders als ihr. vielleicht, fuhr ich fort, ist es anders einsam<br />
als ihr, aber es weint gewiß nicht anders. das kranke soll nicht<br />
deklamieren, hat der richter gerufen; das kranke soll sprechen!<br />
das kranke hält uns zum narren..., hat der staatsanwalt empört<br />
geflüstert. das kranke weint wie ihr, habe ich wiederholt; das<br />
kranke hat eine geschichte-- das kranke soll sprechen, hat der<br />
richter dazwischengerufen, allenfalls das kranke mit einem<br />
ordnungsruf zu raisonieren sei! - - das kranke, hat der<br />
staatsanwalt aus den akten zitiert, ist seit zwölf jahren<br />
amtsbekannt: das kranke ist klug wenngleich obstinat; es liest<br />
bücher und schreibt selbst ideologische pamphlete genauso wie<br />
pornographische schriften; das kranke gibt als beruf<br />
schriftsteller an, obschon es sich als sachbearbeiter verdingt; es<br />
besucht theater und oper; das kranke gehört zu keiner anerkannten<br />
religionsgemeinschaft und ist überhaupt weder als partei- noch als<br />
vereinsmitglied registriert. das kranke soll diese angaben<br />
bestätigen! hat der richter gesagt. das kranke bestätigt, habe ich<br />
gerufen; aber-- das kranke soll schweigen! hat der richter<br />
gerufen. - - das kranke, hat der richter begonnen, ist der<br />
oneirologischen unzucht sowie der verherrlichung der phantasie<br />
angeklagt. das kranke, fuhr der staatsanwalt fort, ist im besitz<br />
einschlägigen photographischen traummaterials; das kranke hat die<br />
vorsätzliche beschaffung ebendieses materials bereits gestanden.<br />
das kranke soll sprechen! hat der richter gesagt. das kranke ist<br />
einsam, habe ich geantwortet, und es benötigt jede art von<br />
schönheit, diese einsamkeit zu verwinden. das kranke lügt! hat der<br />
staatsanwalt wütend gerufen. das kranke, hub er sogleich an, ist<br />
bei eindeutigen traumhandlungen beobachtet worden! das kranke soll<br />
sprechen! hat der richter gesagt. weiß es nicht, hat der<br />
staatsanwalt gefragt, daß es krank ist!? das kranke soll sprechen!<br />
hat mich der richter aufgefordert. was empfindet es beim<br />
phantasieren, frug er. das kranke ist verliebt, habe ich<br />
geantwortet, und es lächelt. das kranke, hat der staatsanwalt<br />
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