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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />

frie-den-heit!? hatte ich mich erstaunt, Sie meinen tatsächlich<br />

Zu-frie-den-heit, bloße Zu-frie-den-heit!? Ja, ja, hatten sie<br />

gesagt, genau das! Aber ich solle endlich sagen, warum ich nicht<br />

weine. - - Ob Sie selbst also zufrieden seien, frug ich, und<br />

natürlich ärgerten sie sich ein zweites Mal (Aber sie waren jetzt,<br />

das habe ich rekognosziert, ehrlich bemüht, nicht etwa laut zu<br />

werden oder mir zu drohen, und vielleicht haben sie das nur<br />

deshalb getan, weil es alle Ärzte tun in den psychiatrischen<br />

Krankenhäusern und den Feldlazaretten oder weil es doch irgendwie<br />

verlangt wird ihnen.) Natürlich sind wir zufrieden, hatten sie<br />

geantwortet, und wir sähen es wirklich gerne, wenn auch Sie selbst<br />

endlich eine solche Zufriedenheit sich gestatteten. Ich müsse,<br />

hatte ich jetzt gefragt, ich müsse also nur das tun, wozu Sie mir<br />

raten, nämlich weinen, und dann würde sich diese Zufriedenheit<br />

schon ereignen wollen!? Gewiß, gewiß, hatten sie gelächelt, gewiß,<br />

ich müsse nur weinen; früher oder später, aber ziemlich bald auf<br />

jeden Fall, würde ich dann zufrieden sein können. Und was ist mit<br />

Gott, frug ich, was ist mit Gott. Wie bitte, wie? frugen sie in<br />

einer Verwirrung, die sogar auf ihren weißen Kitteln abzulesen<br />

war. Ich meine, hub ich an, was ist mit Gott? - - Mein lieber<br />

Herr, begannen sie schließlich, wir sprechen heute nicht über Gott<br />

mit Ihnen, wir-- Ja, ja, fiel ich den Ärzten ins Wort, ja, ja, Sie<br />

müssen nicht von Gott mit mir sprechen; aber Sie können etwas<br />

erzählen darüber! Sie scheinen die Situation falsch einzuschätzen,<br />

erklärten die Ärzte in ihrer gewohnten Routine, gänzlich falsch;<br />

Sie sind es doch, der erzählen soll... Aber ich weiß nichts von<br />

Gott! schrie ich laut und war sogar von meinem Sessel<br />

aufgesprungen. Bitte, lieber Freund, wenn Sie wieder Platz nehmen<br />

wollen! Natürlich, oh, natürlich, meine Herren; aber ich bin<br />

so...erregt...bei diesen Themen...und zwar so ganz...durcheinander<br />

und erregt. Das ist gut, das ist gut, erklärten sie, das ist<br />

wirklich gut! Nämlich die innere Erregung, wie ich aufgeklärt<br />

wurde, die Zerrüttung, die zuerst in ekstatischen Schüben<br />

passiert, um schließlich einem ausdauernden, wenngleich sich bald<br />

irgendwohin verlierenden Wohlgefühl zu weichen, kulminiert ja<br />

endlich in...Zufriedenheit. Also ist Gott zufrieden? frug ich.<br />

Sind Sie doch nicht naiv! wurde ich zurechtgewiesen, und es war<br />

sogar den Ärzten aufgefallen, daß sie in diesem Moment ihre<br />

Kontenance verloren hatten. Ich darf Sie jetzt aber bitten, meine<br />

Herren, nicht so arg persönlich zu werden, Sie verletzen mich, und<br />

ich bin ja hierher gebracht worden, daß man meine Wunden heilt und<br />

keine neuen schlägt. Sie sind bloß deshalb hier, weil Sie renitent<br />

sind, mein Herr! Aber nein, aber nein, entgegnete ich; Sie<br />

verwechseln mich mit jemand anderem; wenn Sie nur in Ihren Akten<br />

nachschla-- Seien Sie still! Wir wissen, weshalb Sie hier sind,<br />

mein Herr; Sie sind der Patient und wir sind Ihre behandelnden<br />

Ärzte! Aber man hat mir gesagt, ja, man hat mir glaubhaft<br />

versichert, daß ich-- Was, was, wurde ich unterbrochen, was hat<br />

man Ihnen versichert! Etwa daß Sie bloß zwecks Genesung in unsere<br />

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