PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
mehr sein als eskapistisch. Und was ist der Eskapismus schon mehr,<br />
fuhr ich fort, nachdem man nur mit den Köpfen gewackelt hatte und<br />
ich also nicht zu sagen wußte, ob man mir damit zustimmte oder<br />
meine Aussagen ablehnte, was ist der endlich schon anderes als die<br />
Resignation vor einer Angst. Ja, haben sie gesagt in einem Timbre,<br />
über welches ich glaubte, daß es gleichermaßen resignativ wie<br />
stolz geklungen hat, ja, das ist der Eskapismus tatsächlich... - -<br />
Vielleicht müssen wir aber gerade deswegen sterben, begannen sie<br />
plötzlich, nachdem wir uns zehn Minuten oder zwölf bloß angestarrt<br />
hatten, vielleicht ist eben das die Ursache dafür. Oh, ich bitte<br />
Sie, sagte ich laut, ich bitte Sie! Konstruieren Sie doch nicht<br />
solche abstrusen Erklärungsmodelle nur deshalb, um sich nicht<br />
eingestehen zu müssen, daß wir schon im ersten Moment verloren<br />
haben! Aber wir sollen doch-- Nein, unterbrach ich, nein! Warum<br />
müssen Sie an einem Nus festhalten, der als eine bloße Theorie<br />
dekuvriert worden ist von uns allen; wir wissen doch gut, fuhr ich<br />
fort, daß wir verlieren, und wir brauchen dem keine Bedeutung mehr<br />
geben! - - Wir müssen an etwas glauben, sagten sie leise, wir<br />
müssen glauben oder lieben...oder zumindest hoffen... Nein, habe<br />
ich erklärt, nein, wir müssen das nicht und wir sollen es nicht<br />
(und vielleicht habe ich genauso stolz und eskapistisch geklungen<br />
wie sie zuvor).<br />
Schmerz, es ist immer nur Schmerz, habe ich geantwortet auf ihre<br />
Frage, warum ich nicht mehr lache oder tue. Ich bin kein Narr,<br />
habe ich ihnen gesagt, ich bin kein Narr, daß ich also hoffe, daß<br />
der Schmerz vielleicht behandelt werden könne! Es ist Schmerz, und<br />
es war immer Schmerz, erklärte ich mich, und wenn es einmal kein<br />
Schmerz gewesen war, dann war es statt dessen nicht das Lachen<br />
oder ein Lächeln, dann war es nämlich bloß Unbedachtheit oder<br />
Unaufmerksamkeit oder Lüge! Es ist also immer Schmerz, fuhr ich<br />
fort, weil schon der erste Schmerz oder ein einziger genügt dafür,<br />
daß sich nichts mehr herauswinden kann aus dem Schmerz! Wenn Sie<br />
also Ihre Diagnose ändern, um mir zu sagen, daß der Schmerz, von<br />
welchem Sie anfangs noch ge-dacht haben, daß er nicht zu behandeln<br />
sei, endlich als ein nicht so arg renitenter Schmerz sich bewiesen<br />
hat, habe ich gesagt, wenn Sie das also sagen, dann sagen Sie<br />
trotzdem nicht mehr, als daß es Schmerz ist! - - Es ist immer<br />
Schmerz, begann ich wieder, und wenn wir auch nicht sagen können,<br />
wie dieser Schmerz von jenem sich unterscheidet, so können wir<br />
doch immer sagen, daß es Schmerz ist. Und wir wissen endlich,<br />
sagte ich, wir wissen endlich alle, daß jeder Schmerz in einem Tod<br />
eine Akme findet, über welche wir schließlich genausowenig sonst<br />
sagen können wie über die verschiedenen Arten von Schmerz! - - Wir<br />
verlieren, habe ich geantwortet auf ihr Schweigen, wir verlieren.<br />
Dieser Schmerz, habe ich gesagt, ja, dieser eine Schmerz ist mir<br />
vielleicht genommen worden. Und weil sie nur lächelten, nämlich<br />
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