PCSHK_R.pdf
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© Heinrich Kantura/Peter Christoph Schwartz, A-1010 Wien, Hafnersteig 5/1/2/11<br />
wollen bestimmt eine solche Dunkelheit verstehen, über welche man<br />
endlich nicht mehr sagen wird können als man vielleicht über den<br />
Haß wird sagen wollen... Und was sagst du über den, frug ich. Über<br />
den sage ich nichts, war seine Antwort, über den schweige ich<br />
still... - - Jedenfalls ist der Haß keine einfache Sache, hörte<br />
ich ihn schließlich sagen (und es bedünkte mich, daß er sich<br />
erinnerte an den Haß, daß ihm übel wurde dabei und daß er trotzdem<br />
noch nicht einmal sich entscheiden hat müssen über den Haß); der<br />
ist das wirklich nicht, und sogar die Dunkelheit, fuhr er fort,<br />
sogar die ist niemals etwa unschwer zu verstehen gewesen<br />
oder...Oder zu akzeptieren, unterbrach ich ihn, wenigstens zu<br />
akzeptieren!...ja, oder zumindest anzunehmen als das, was sie ist!<br />
- - Natürlich, begann ich endlich, werden wir diese Dunkelheit,<br />
eine solche Dunkelheit, meine ich, natürlich werden wir die auch<br />
nicht zu akzeptieren uns befleißigen eben schon deshalb, weil wir<br />
das Schöne wollen...nämlich das Schöne... Das Schöne ist ja, fuhr<br />
ich fort zu erklären (oder vielleicht hab ich´s auch nur gedacht),<br />
das ist ja das eigentlich Verlangende in uns selbst... Und weil´s<br />
das ist, begann ich wieder, wollen wir nicht resignieren vor einer<br />
Dunkelheit, die uns das Schöne nicht erlaubt! - - Verstehst du,<br />
begann ich schließlich, nachdem wir uns zwölf Minuten<br />
gegenübergesessen waren wie müde Totengräber am Nachmittag,<br />
verstehst du, daß wir nicht wählen wollen, weil wir nicht wählen<br />
können, daß wir nicht für das Licht uns entscheiden, weil das<br />
einzige Licht, das wir kennen, bloß das der Wasserstoffbomben ist?<br />
- - Ob ich´s versteh oder nicht, hat er geantwortet, brauch ich<br />
dir nicht zu sagen. Aber ich will endlich kein Licht, fuhr er<br />
fort, das aus der Dunkelheit kommt, das aus ihr hervorkriecht wie<br />
eine plötzliche Übelkeit, um dann wieder abzutauchen wie ein<br />
Gespenst zum Stundenschlag, ich will kein solches Licht! - - "Mehr<br />
Licht...", hat er dann skandiert, "Mehr Licht...", und vielleicht<br />
habe ich ihn gehaßt in diesem Moment als er es sagte nicht so<br />
sehr, weil er Goethe, diesen Johann Wolfgang, zitierte; allenfalls<br />
habe ich ihn hassen m-ü-s-s-e-n einfach schon deshalb, um nicht<br />
selbst vor jenem Dunkel mich niederzuwerfen, von welchem ich<br />
bislang überzeugt war, daß es das Licht – nämlich jenes<br />
sagenumwobene Licht - festhalten würde, wie vielleicht auch die<br />
Hoffnung in der Büchse der Pandora festgehalten worden war, aufdaß<br />
wir nicht die Erlösung hoffen, aufdaß eben wir nicht glauben, die<br />
Erlösung müsse entweder der Tod sein...welcher die Dunkelheit<br />
zerbricht oder das Licht, jedenfalls ir-ge-nd et-wa-s zersplittern<br />
läßt...oder die Unsterblichkeit, nämlich eine Unsterblichkeit, die<br />
nicht anders sei als der Tod und die also nichts anderes tun würde<br />
mögen als ohnehin dieser Tod denn täte, indem er das Licht aus der<br />
Dunkelheit schneidete allenfalls wie ein Soldat, welcher den Bauch<br />
einer Gebärenden durchwühlt mit seinem Bajonett. - - Also weinen<br />
wir, begann er, weinen wir über das verlorengegangene Licht, weil<br />
wir die Dunkelheit bestaunen!? Ich weiß das nicht, habe ich<br />
ehrlich geantwortet, ich weiß das nicht und niemand weiß es;<br />
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