Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Aufkäufers bereiteten den Produzenten zwar gelegentlich Ungemach, auf der anderen Seite<br />
waren sie das Problem der Vermarktung in Europa los.<br />
Der Historiker Etienne de Lusignan berichtete 1573 in seinem in Bologna erschienenen Werk<br />
„Chorograffia et breve historia universale dell'isola di Cipro…“ von alarmierenden<br />
Entwicklungen: „Die Insel erzeugt ziemlich viel Zucker auf den Gütern zu Lapithos, Achelia,<br />
Ktima, Chrysochou, Episkopi und Kolossi; an anderen Orten war dies auch der Fall, aber<br />
weil man mehr Gewinn mit weniger Auslagen bei der Baumwolle findet, wird jetzt nur mehr<br />
weniger Zucker erzeugt (…) Die Baumwolle gibt den besten Ertrag auf <strong>Zypern</strong>, weshalb sie<br />
viel die Goldpflanze nennen.“<br />
Was der Historiker Lusignan hier nüchtern konstatiert, waren die unübersehbaren Vorboten<br />
des dramatischen Niedergangs der zyprischen Zuckerrohrkultur. In den wenigen Jahrzehnten<br />
zwischen 1570 und 1600 kollabierte dieser einst blühende Wirtschaftszweig. Entscheidend für<br />
den Zusammenbruch war die wachsende Konkurrenz der klimatisch begünstigten und<br />
effizienter bewirtschafteten Plantagen der neuen europäischen Kolonien auf den<br />
westafrikanischen Inseln und in Lateinamerika. Um 1540 importierte Venedig nur noch einen<br />
kleinen 'Teil seines Bedarfs aus den ostmediterranen Erzeugergebieten. Eine weitaus größere<br />
Menge bezog es aus<br />
Madeira via Lissabon als Zucchero di Medera. 1420 hatten die Portugiesen erstmals aus<br />
Sizilien eingeführte Zuckerrohrschösslinge (auch Weinstöcke aus <strong>Zypern</strong>!) auf Madeira<br />
angepflanzt und, durch den Erfolg ermutigt, auch auf den Kapverdischcn Inseln, den Azoren<br />
und Sao Tomé. Billigzucker aus Madeira war schon um 1500 in Westeuropa ein fester<br />
Begriff. Sebastian Münster notierte <strong>nach</strong> älteren Quellen in seiner<br />
"Cosmographey oder Beschreibung aller Länder Herrschaften…“"(hier in der Ausgabe Basel,<br />
1592):„ Es hat auch der König von Portugal lassen Zuckerrohr pflantzen in diese Insel / und<br />
das wechßt mit Hauffen / und bringt järlichen groß Gut. Solcher Zucker ist auch so<br />
geschmackt /dass er obertrifft den so in Sicilia und Cypro wechßt.“<br />
Als schließlich brasilianischer Zucker weit<br />
unter dem Preis der Erzeuger am<br />
Mittelmeer ab 1530/40 auf den<br />
europäischen Markt drängte beschleunigte<br />
dies den Niedergang der Zuckerindustrien<br />
von <strong>Zypern</strong> über Sizilien bis Andalusien.<br />
Kolossi, Wohnturm, 2. Stock,<br />
Aufenthaltsraum mit Kamin<br />
Wir stiegen auf den Turm hinauf. Man<br />
gelangt über eine Zugbrücke gleich ins<br />
erste Obergeschoss. Unten sind die<br />
Lagerräume und Zisternen. Es gibt zwei<br />
Säle mit Kamin. Auch im zweiten Stock<br />
finden sich Kamine mit dem Wappen des<br />
Stifters Louis de Magnac. Von der<br />
Dachterrasse aus konnten wir weit ins Land<br />
sehen, in der dunstigen Ferne das Meer.<br />
Es gibt eine süße Weinsorte, den Commendaria, der noch an die Kommende der Johanniter<br />
erinnert. Leider habe ich ihn verpasst.<br />
XXIII. Kourion<br />
A<br />
uf ging es in Eile, <strong>nach</strong> nur 40 Minuten, zur nächsten Station, den Ausgrabungsstätten<br />
von Kourion. Nach nur wenigen Kilometern erreichten wir das Dorf Episkopi. Ein<br />
großes Schild wies uns von der Hauptstraße weg <strong>nach</strong> links. Dann versperrte eine<br />
Schildwache den Weg. Ein Wärterhäuschen auch hier. Kurze Verständigung, dann fahren wir<br />
ein. Rechts erheben sich Mauern, antike Mauern. Kourion ist ein Riesenkomplex, für den man<br />
mehr als einen Tag braucht, um alles zu studieren. Wir machten unseren Rundgang auf<br />
Japanisch. Klick und weiter. Wir halten vor dem Haus des Eustólius, eines reichen Römers.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 101