Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Das wurde gleich auch noch an Martina demonstriert, weil sie die einigermaßen hübscheste<br />
von uns war und auch so ziemlich die zierlichste Figur hatte. Während Martinas Mitte<br />
umwickelt wurde, schaute ich mich in den kleinen niedrigen und halbdunkeln Räumen um. Ein<br />
alter Webstuhl mit einigen Proben an der aus groben Felssteinen gemauerten Wand<br />
demonstrierte einen Nebenerwerb der Töpferfamilie. An der anderen Wand hingen Bilder.<br />
Eines zeigte die Familie beim Töpfern vor etwa hundert Jahren, ein anderes zwei berühmte<br />
Mitglieder der Familie, von denen einer ein Priester und einer sogar ein Bischof war!<br />
Berühmte historische Persönlichkeiten<br />
der Familie Pilavakis<br />
Die Familie beim Töpfern in alten Zeiten<br />
In einem anderen Raum führte Herr Pilavakis einen Tontopf vor, bat dazu eine beherzte Dame<br />
aus unserer Mitte, sich in der Weise niederzulassen, als wenn sie ihre Notdurft darauf<br />
verrichten wollte, und fragte, was es für ein Topf sei. Natürlich lachten alle- ein Nachttopf! Da<br />
lachte aber Herr Pilavakis, nahm den Topf demonstrativ, setzte ihn an den Mund und ahmte<br />
<strong>nach</strong>, daraus zu trinken. Seine wahre Funktion sei ein Melktopf gewesen. Darin wurde früher<br />
die Milch beim Melken der Ziegen und Schafe gesammelt.<br />
Dann zeigte er uns einen<br />
Ofen aus Ton, Krüge,<br />
Vasen und regelrechte<br />
Kunstwerke, von denen er<br />
eines in der Linken<br />
hochhielt und in der rechten<br />
Hand ein 10- Cent- Stück.<br />
„Dieser Tonkrug war Pilavakis Schöpfung<br />
auf der<br />
Vorbild und Muster für die Zyprischen 10- Cent- Münze<br />
Eines der Tonkunstwerke der Töpferei<br />
Pilavakis in Phini<br />
Münzprägung des zyprischen Geldes“, sagte er stolz. Es<br />
ist eine Art naive Kunst, die sehr dieser antiken braunen<br />
Keramik ähnelt, die ich im <strong>Zypern</strong>museum gesehen habe.<br />
War sie Vorbild oder sind hier Wurzeln echter<br />
Volkskunst verankert, die sich auf <strong>Zypern</strong> bis heute<br />
erhalten haben? Erzbischof Makarios III. war in Ton<br />
gebrannt, eine symbolische Weltkugel mit amphibischen<br />
Menschenwesen darauf, viele Vasen mit Rosetten,<br />
Verzierungen; Schalen, Backmulden, Krüge mit einem<br />
oder zwei Henkeln, oben oder unten angebracht, für die<br />
verschiedensten Zwecke im Haushalt und allgemeinen<br />
bäuerlichen Gebrauch. Martina durfte sich für ihre „Dienste“<br />
zwei Ansichtskarten auswählen, die der alte Herr mit seinem<br />
Autogramm versah. Ich gebe es hier wieder, weil ich in dieser<br />
kurzen Zeit ein Fan von ihm geworden bin. So wie er das Leben<br />
meistert, allein auf sich gestellt und wie er das Erbe der<br />
Vergangenheit an die heutige Generation weiter vermittelt- alle<br />
Hochachtung vor diesem Mann!<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 82<br />
Theophanis K. Pilavakis