Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Viele geologische Epochen gingen also<br />
im Paläolithikum der jüngeren Steinzeit<br />
voraus. Die Siedler auf dieser Insel<br />
hatten wohl auch gar nicht viel<br />
Spielraum, um sich als jagende und<br />
sammelnde Nomaden zu bewegen. Von<br />
daher kann auch der Drang <strong>nach</strong><br />
Sesshaftigkeit gekommen sein. Die<br />
Steinhäuser hatten einen niedrigen<br />
Eingang und ein Fenster. Das Dach ruhte<br />
auf dünnen Balken und war mit flachen<br />
Steinen eingedeckt. Am Hang fanden<br />
wir dann nur noch die freigelegten<br />
Mauerreste. Weiter oben erkennen wir<br />
die immense Arbeit der Ausgräber, die<br />
Chirokitίa, neolithische Siedlungsreste, 7. Jahrtausend v.u.Z.<br />
noch längst nicht abgeschlossen ist.<br />
Um noch einmal auf die rekonstruierten Häuser am Bach<br />
zurückzukommen: Die Schutz- Mauer zum Fluss war im<br />
Gebrauch, bis die Siedlung jenseits über den Hang gewachsen,<br />
eine Grenzbefestigung ins Land <strong>nach</strong> Westen geschaffen und<br />
uneinnehmbar geworden war. Ein 2m breites und 3 m hohes<br />
Mauerband schlängelt sich vom Fluss den Hügel hinauf und auf<br />
der anderen Seite wieder zum Fluss hinab. Der Eingang zur<br />
Siedlung war ein komplexes architektonisches System, dafür<br />
entwickelt, die Höhendifferenz von 2 Metern zu überwinden,<br />
zwischen dem Niveau, auf dem die Siedlung begann und dem<br />
tiefer liegenden Außenbereich.<br />
Diese Struktur, zu finden in <strong>Zypern</strong> und im Nahen Osten, besteht aus einer Reihe von<br />
Einrichtungen, die der Eingangskontrolle von Personen in die Siedlung dienten.<br />
Sie umschloss eine in die Außenmauer integrierte Treppe in rechtwinklig abgeknickter<br />
Bauweise von Steinen mit sorgfältig gepflasterten Stufen. Die Treppe besteht aus drei<br />
rechtwinklig zueinander angelegten Fluchten. Der Zugang ist versperrt durch eine zweite<br />
Einrichtung, die noch in der Erforschung ist.<br />
Passierte jemand den ersten Kontrollpunkt, ein Besucher, der Zugang zur Siedlung suchte,<br />
hatte die erste Stufenflucht zu erklimmen, sich dann <strong>nach</strong> links zu wenden, um die zweite zu<br />
nehmen und sich noch einmal zu wenden, um die dritte Stufenreihe zu ersteigen. Dann oben<br />
angelangt, musste er sich wieder <strong>nach</strong> rechts drehen und zwei Meter gehen, bevor er<br />
schließlich den Eingang, das Tor der Siedlung erreichen konnte. Möglicherweise musste er<br />
sogar im Inneren noch einige Stufen herabsteigen, die aber nicht erhalten sind.<br />
Antonio erläuterte an Hand dieser für uns Heutigen unscheinbare Treppe als wirksame<br />
Schutzmaßnahme. Er zeigte uns die Handhabung von Schild und Schwert oder Lanze im<br />
Zusammenwirken mit dem Eingangskonstrukt.<br />
Auf etwa 1,5 ha lebten hier zirka 300 Menschen.<br />
Wir turnten bis an die Absperrung zum tätigen<br />
Ausgrabungsfeld, sahen erst oben, wie weit sich<br />
diese Siedlung über den ganzen Hang erstreckt<br />
und dass noch längst nicht alles erschlossen und<br />
bestimmt ist. Es gibt hier sicher noch viel zu<br />
entdecken und vor allem zu rekonstruieren.<br />
Mit einem weiten Blick <strong>nach</strong> Westen nahm ich<br />
Abschied von diesem interessanten Platz. Im Tal,<br />
jenseits des Bachbettes, an der Straße warteten<br />
schon andere Busse und eine Erfrischung, dann<br />
ging die Fahrt weiter in Richtung Westen.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 49