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Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

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das zyprische Volk imstande sein, das Potential seiner kulturellen Vielfalt voll auszunutzen und sich<br />

eines Lebens in Frieden und Prosperität zu erfreuen.<br />

Die Weltgemeinschaft soll dem zyprischen Volk helfen, eine wahre Wiedervereinigung zu erzielen<br />

unter den neuen durch den EU-Beitritt <strong>Zypern</strong>s entstandenen Gegebenheiten. Der Status quo der<br />

Militärbesatzung und Teilung eines unabhängigen, souveränen Staates, EU- und UN-Mitglieds, ist<br />

völlig UNAKZEPTABEL.<br />

Das sind die Worte, die mir ins Gedächtnis greifen. Ich denke dabei, dass unsere Deutsche<br />

Bundesrepublik über drei Millionen türkischen Wirtschaftsflüchtlingen eine Heimat gegeben<br />

hat, die ihrerseits mächtigen Druck machen, dass die zu 97% in Asien befindliche, voll<br />

islamisch orientierte Türkei in die EU aufgenommen wird, ein Staat, der die nationale<br />

Minderheit der Kurden unterdrückt, <strong>Zypern</strong> besetzt hält und seine Geschichte nicht<br />

aufgearbeitet hat.<br />

Aufmerksam hörten wir Antonio zu, der uns die Probleme seines zyprischen Volkes<br />

eindringlich nahe brachte. Dann lenken wir in Dherinia um und fahren nun entlang der<br />

Demarkationslinie durch die Felder mit der roten Erde. Wir passierter Frisoulles. Die<br />

Kartoffeln werden hier dreimal im Jahr geerntet, brauchen von Saat bis zur Reife<br />

durchschnittlich nur 105 Tage!<br />

Antonio bemüht sich um persönliche Randnotizen. Er beschwört die natürliche Lebensweise<br />

seiner Jugendzeit in den Dörfern und schwärmt von den Rezepten seiner Großmutter. So hätte<br />

sie sich damals die Zähne immer mit Zitronen und Salz geputzt und sich damit das Gebiss bis<br />

ins hohe Alter erhalten! Mancher Dentist würde erblassen, wenn man ihr <strong>nach</strong>ahmte. Unsere<br />

Leute im Bus schmunzelten. Davon angetrieben, steigerte er sich noch:<br />

Auch hätte sie immer Mittelchen gegen Durchfall und Verstopfung gewusst. Gegen Durchfall<br />

wären eine Zitrone mit einem Löffel Kaffeepulver sichere Abhilfe. Eselsmilch sei ein Mittel<br />

gegen Keuchhusten. Auch Kaktusfeigen würden gegen Durchfall hilfreich sein.<br />

In seiner Kindheit hätten 11 Personen in zwei Räumen gelebt. Heute würden diese nicht für<br />

zwei Personen reichen, beklagte er das schleichende Gift der Zivilisation, schloss sich aber<br />

auch nicht davon aus. Der moderne Zyprer wohnt durchaus komfortabel.<br />

Ein Dorf auf der Demarkationslinie. Hinter primitiven Holzhäuschen lugen türkische<br />

Wachsoldaten herüber. Wir kommen an Wassermelonenfeldern vorbei. Eukalyptusbäume<br />

rahmen sie ein. Bei dem von Türken besetzten Dorf Athna verließen wir die Green Line. Hier<br />

zeigte uns Antonio die Kirche, die als Ziegenstall missbraucht wird und die armseligen<br />

verfallenden Häuser. Wieder sahen wir türkische Soldaten.<br />

Bald aber fahren wir in das zweite Tagesziel ein, das<br />

Grenzdorf Pyla, in dem Türken und Griechen friedlich<br />

nebeneinander leben. Gleichzeitig befinden wir uns in der<br />

„Sovereign Military Base“, dem schon erwähnten<br />

selbständigen militärischen Hoheitsgebiet der Engländer.<br />

Wir steigen aus. Ich sehe einen UN- Stützpunkt mit der<br />

schwarzen Nummer 149, untergebracht in einem Haus am<br />

Rande eines kleinen Platzes, sicher des ehemaligen<br />

Dorfmittelpunktes. Am Balkon hängt schlaff in der<br />

Mittagshitze die blaue Fahne mit der Friedenstaube. Der<br />

Posten beobachtet unseren Bus und unser Aussteigen ein<br />

Weilchen, dann verschwindet er im Schatten des Inneren.<br />

Ein leichter Kribble beschleicht mich. Darf ich hier<br />

fotografieren? Wir warten drüben am griechischen Rathaus,<br />

wobei ich keine direkte Grenze erkennen kann.<br />

Wir laufen hinauf zum Museum des Dorfes, ein flaches Gebäude mit roten Dachziegeln. Drei<br />

Bögen ließen einen Vorraum offen: Museum für Volkskunde. Wir gingen hinein.<br />

© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 11<br />

Türkische Wachstation über Pyla

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