Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Liest man die Sage von Phaidra und<br />
Hippolytos in aller Ausführlichkeit,<br />
wird erst dann klar, welche Tragödie<br />
sich zwischen den beiden und vor<br />
allem auch für den Vater Theseus<br />
abgespielt hat.<br />
Sie sei hier nur kurz angedeutet:<br />
Theseus, König von Athen, verlor in<br />
der Schlacht gegen die Amazonen<br />
seine geliebte Antiope, die ihm einen<br />
Sohn Hippolytos geboren hatte.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 122<br />
Phaidra verliebt sich in ihren Stiefsohn Hippolytos<br />
Theseus nahm sich als zweite Frau Phaidra, eine jüngere Schwester der Ariadne, die Geliebte<br />
seiner Jugend, bedachte aber nicht, dass er selbst schon im vorgerückten Alter war.<br />
Hippolytos wuchs nun, vom Vater zur Erziehung aufs Land gegeben, zu einem schönen<br />
Jüngling heran, blieb aber kalt für Schönheit und Liebe und schweifte stattdessen an der Seite<br />
der schönen Göttin Artemis durch Feld und Wald um zu jagen. Das erzürnte die verliebte und<br />
abgewiesene Aphrodite, die Göttin der Liebe, und sie beschloss, ihn mit einer unreinen Liebe<br />
zu verderben.<br />
Anlässlich der eleusinischen Mysterienspiele sah Phaidra das erste Mal ihren schönen<br />
Stiefsohn, der ihr wie ein verjüngtes Ebenbild ihrer Jugendliebe erschien und verliebte sich<br />
unsterblich in ihn. Sie behielt ihre Neigung in ihrem Busen, schämte sich ihrer Aufwallung. Die<br />
Flammen ihres Herzens gingen in der Nähe des schönen Hippolytos zu unlöschbarem Brande<br />
an. Sie quälte und verzehrte sich, blass und krank und wollte, mit verwirrtem Sinn, endlich<br />
sterben. Einer alten, treu ergebenen Amme gelang es, ihr Geheimnis zu entlocken. Ohne dass<br />
Phaidra es wusste, verriet jene Hippolytos deren unkeusche Liebe und bat ihn, dass er den<br />
Wünschen und der Leidenschaft seiner Stiefmutter Erhörung schenke.<br />
Mit Abscheu und Entsetzen hörte Hippolytos von dem Antrag, er fluchte dem Frevel dieses<br />
pflichtvergessenen Weibes. Sobald Phaidra von seiner Reaktion hörte, schämte sie sich,<br />
verzweifelte und beschloss zu sterben. Sie will durch den Tod ihre Schmach am Ehemann und<br />
bittere Liebesschuld an Hippolytos abbüßen. Dieser sollte aber mit ihr sterben. Er sollte ihr<br />
Los teilen und nicht hochmütig auf sie herabschauen. Sie erhängte sich in ihrem Gemache.<br />
Vorher aber hatte sie noch auf ein Tontäfelchen, das sie sorgsam versiegelte, aufgeschrieben,<br />
dass ihr Hippolytos mit Gewalt <strong>nach</strong> der Ehre getrachtet und sie nur durch den Tod der<br />
Schmach habe entgehen können.<br />
Theseus kam von Delphi zurück, fand die<br />
Tote, das Täfelchen und glaubte die<br />
verdrehte Darstellung seiner abtrünnigen<br />
Frau. Er tobte vor Zorn, fluchte und<br />
verfluchte seinen Sohn, indem er seinen<br />
Vater Poseidon bat, ihn zu vernichten.<br />
Hippolytos kam vor Theseus, erklärte bei<br />
Zeus und Artemis heiliger Zeugenschaft<br />
seine Unschuld, doch nichts half, er wurde<br />
Phaidra liebt Hippolytos<br />
verstoßen.<br />
Bald auch ereilte ihn das göttliche Schicksal. Er kam beim Lenken seines Wagengespannes<br />
unter die Räder und starb, dem Vater Theseus vorher nochmals seine Unschuld beteuernd. Erst<br />
als Artemis ihm die Wahrheit offenbarte, wie sich Phaidra mit diesem lügnerischen Brief der<br />
Beschuldigung arger Tat entziehen wollte, erkannte dieser sein voreiliges Tun, und der Reiz<br />
seines Lebens war dahin.<br />
Theseus begrub in tiefem Schmerz die Leiche des Sohnes unter dem Myrtenbaum, unter dem<br />
Phaidra, die Gequälte, immer gesessen hatte, auch sie fand darunter ihren Platz im Tode, der<br />
ihr im Leben nie vergönnt war.