Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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In der Spätbronzezeit waren diese Figuren zu Kultzwecken vor einem Altar aufgestellt.<br />
Der Saal 5 überraschte mit großen monumentalen Steinplastiken aus Kalkstein. Marmor war<br />
knapp oder auf der Insel nicht vorhanden. Die Aphrodite von Sóloi aus dem 1. Jh. ragt hier<br />
heraus und ist auf allen Prospekten des Museums zu sehen, ein weiblicher Torso. Sie ist zur<br />
Symbolfigur der Insel <strong>Zypern</strong> aufgestiegen, obwohl es von Aphrodite schönere Plastiken gibt.<br />
Aphrodite von Sóloi<br />
1. Jahrhundert v. Chr.<br />
Von der Größe her, aber auch durch seine heldenhafte Pose beherrscht die überlebensgroße<br />
selbstverherrlichende Bronzegestalt des Kaisers Septimius Severus 25 den kleinen Ecksaal 6.<br />
Über den Bezug dieses römischen Imperators zur Insel <strong>Zypern</strong> konnte ich nichts erfahren. Nur<br />
der Fundort bei Kythrea am südlichen Hange des Petadaktylos- Gebirges, das etwa 20 km<br />
nördlich von Nikosia und nicht weit von der Küstenstadt Kyrenia/Girne entfernt liegt, lässt<br />
Zusammenhänge vermuten. Natürlich war die Insel Zwischenstation auf den Feldzügen des<br />
Kaisers ins Zweistromland, um dort das mächtige Reich der Parther 26 im Schach zu halten, das<br />
im Osten Roms Eroberungen bedrohte.<br />
Es gilt als gesichert, dass die Insel seit dem Jahre 58 v. Chr. bis 330 n. Chr. fest in römischer<br />
Hand war. <strong>Zypern</strong> fällt in dieser Zeit unter die Herrschaft des Römischen Reiches. Auf den<br />
Missionsreisen des Heiligen Paulus und Barnabas wird der Prokonsul Sergius Paulus zum<br />
Christentum bekehrt: <strong>Zypern</strong> wird das erste christlich regierte Land. Tektonische<br />
Erschütterungen und mehrere Erdbeben ereignen sich im ersten vorchristlichen und<br />
<strong>nach</strong>christlichen Jahrhundert. Ganze Städte werden wieder aufgebaut. 313 n. Chr. gewährt das<br />
Mailänder Edikt den Christen Religionsfreiheit. Zyprische Bischöfe nehmen 325 am Konzil<br />
von Nikäa teil.<br />
25<br />
Septimius Severus, geb. 146 in Leptis Magna, Afrika, entstammte einer Familie aus dem Ritterstand, wuchs<br />
in Afrika auf und wurde dann in Rom von Marc Aurel in den Senat aufgenommen. Er durchlief die<br />
Ämterlaugbahn, wurde 170 Duästor, 178 Prätor, heiratete 185 in zweiter E´he die Iulia Domna aus Syrien, war<br />
186 – 189 Statthalter in Gallia Lugdunensis (Lyon), versah 191 – 193 die Statthalterschaft Oberpannoniens,<br />
wurde 193 in Carnuntum bei Wien zum römischen Kaiser ausgerufen. Er zog 197 gegen die Parther und eroberte<br />
Ktesiphon, Seleukia und Babylon. 202 ließ er den <strong>nach</strong> ihm benannten Triumphbogen auf dem Forum romanum<br />
bauen. Während eines Feldzuges in Britannien starb er 211 in Eburacum (York). Seine Söhne Caracalla und<br />
Geta übernahmen seine Herrschaft.<br />
26<br />
Parther, iranischer Stamm an der Südostecke des Kaspischen Meeres. Zwischen 250 und rund 238 v. Chr.<br />
eroberten die Parner, ein ostiranischer Stamm, unter ihrem Anführer Arsakes die seleukidische Satrapie<br />
Parthava. Die eingedrungenen Parner erhielten aufgrund ihrer Niederlassung in Parthava den Namen Parther.<br />
Vermutlich um 247 v. Chr. wurde Arsakes zum König gekrönt und begründete die Dynastie der Arsakiden; die<br />
erste Hauptstadt wurde Nisa. Unter Mithradates I. wurde das Partherreich die Großmacht des Ostens, mit der die<br />
Römer in Armenien und Mesopotamien rund 300 Jahre lang zu kämpfen hatten. Vermutlich 141 v. Chr. wurde<br />
die Hauptstadt <strong>nach</strong> Ktesiphon am Tigris verlegt. Die Parther knüpften an das Vorbild der Achämeniden an,<br />
kulturell stand das Reich unter griechischem Einfluss. Im 1. u. 2. Jahrhundert n. Chr. wurde das Partherreich<br />
durch Bürgerkriege und mehrere römische Feldzüge (siehe oben) erschüttert.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 41