Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Selten bin ich in griechisch- orthodoxen 6 Kirchen gewesen. Sie verehren neben Christus in<br />
einer besonderen Liturgie auch zahlreiche Heilige. Der Altarraum ist durch eben diese<br />
Ikonostase und eine Klapptür von dem übrigen Kircheraum getrennt und darf nur vom Priester<br />
betreten werden. Gleich im Mittelgang, zu dem einige Stufen hinab führten, steht hinter Glas<br />
die Ikone des heiligen Lazarus, dessen Bild einige Gläubige mit Kniefall und Bekreuzigung<br />
ehrfürchtig küssten. Ich versuche, auf einigen Ikonen, die auf einem Wandbord lehnen, die<br />
Buchstaben im alten Griechisch zu enträtseln, um hinter ihren Namen zu kommen. Sehr<br />
schwierig bis unmöglich.<br />
Rechts ist das Bildnis<br />
der Heiligen Katharina,<br />
die als Schutzpatronin<br />
des Klosters auf Sinai<br />
gilt. In der Mitte, das ist<br />
sicher die Gottesmutter<br />
und links eine der<br />
vielen Schutzheiligen.<br />
Wundervolle Leuchter<br />
schmückten den<br />
dreischiffigen<br />
Innenraum. Viel Gold<br />
ist aufgewendet.<br />
Rechts der Ikonostasis führt eine Treppe zur<br />
dunklen Grabkammer hinunter, wo mehrere<br />
Sarkophage zu sehen sind. Räucherkessel<br />
hängen von der niedrigen Decke herab. Ich<br />
muss gebückt stehen. Es ist eng, feuchtheiß<br />
und riecht muffig hier unten. Vor dem<br />
Sarkophag warten Gläubige, dass wir sie in<br />
ihrer Andacht allein lassen. Vielleicht hatten<br />
sie einen weiten Weg hierher. Nun müssen sie<br />
ihr Gebet von neugierigen und nicht allzu<br />
rücksichtsvollen Touristen stören lassen. Wir<br />
warten, dass sie uns Gelegenheit lassen zu<br />
fotografieren. Beiden ist es gleichermaßen<br />
unangenehm. Demjenigen Mitreisenden, den<br />
ich den „Menschenjäger“ nenne, reißt die<br />
Geduld. Er nimmt die andächtige Gruppe voll<br />
aufs Korn und schießt seine Bilder. Ich wende<br />
mich angewidert ab. „Das gehört in jedes<br />
Fotoalbum“, sagte er einmal. Ich beobachtete<br />
später, dass er ohne Zartgefühl oder Kenntnis<br />
der Traditionen sich an Frauen wandte- er<br />
konnte kein Wort dieser Sprache, ob englisch<br />
oder griechisch, quatschte sie an, stellte sie<br />
sich an einer Wand zurecht und knipste sie.<br />
Dann bedienerte er sich mehrmals, gab aber auch kein Geld, was das wenigste gewesen wäre,<br />
und schleimte sich rücklings davon. Kein Wunder, dass die Einheimischen im Orient die<br />
Touristen als Geschmeiß betrachten, noch dazu wenn sie „ungläubig“ sind.<br />
6 orthodoxe Kirchen, die aus der byzantinischen Kirche hervorgegangenen Kirchen, deren Bekenntnisgrundlage<br />
Bibel und Tradition sind. Die Tradition ist fixiert durch die Beschlüsse der ersten 7 ökumenischen Konzilien (1.<br />
Nicäa 325 bis 7. Nicäa 787); sie ist ferner durch die Lehren der Kirchenväter, die Aussagen im reichen<br />
liturgischen Gut und durch spätere wichtige Synoden bestimmt (1642 Jassy [Rumänien], 1670 Jerusalem). Die<br />
Feier der „göttlichen Liturgie“, die 7 Sakramente, der Vollzug von Sakramentalien (Weihehandlungen), die<br />
Verehrung der Ikonen, Gebete und Hymnen nehmen im Leben der orthodoxen Kirchen einen breiten Raum ein.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 15