17.01.2013 Aufrufe

Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wenn der Gläubige die Ikone verehrt, dann meint er nicht das Material, aus dem die Ikone<br />

hergestellt wurde, sondern den dargestellten Heiligen.<br />

Die religiöse Bedeutung und die Geistigkeit einer Ikone ist<br />

keine Minderung des Kunstwerkes. Der Maler zeigt in der<br />

Ikone nicht nur seinen Glauben, sondern auch seine<br />

malerischen Fähigkeiten und seine Sensibilität. Sowohl sein<br />

Können wie auch seine künstlerische Qualität kommen durch<br />

das Material zum Ausdruck, das er für die Schaffung der<br />

heiligen Darstellung verwendet.<br />

Seine gestalterischen Fähigkeiten, seine Verwendung von<br />

Hell und Dunkel, und allgemein die von ihm benutzte Technik<br />

werden zum Mittel, um sein inneres Selbst und seine<br />

ästhetischen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Es ist<br />

deshalb einfach, einen guten Maler von einem mittelmäßigen<br />

oder schlechten zu unterscheiden, wie auch Glanzepochen<br />

von Zeiten des Zerfalls der Ikonenmalerei.<br />

© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 142<br />

Erzengel Michael, etwa 1500<br />

Diese materielle Seite der Ikonenmalerei hat eine besondere Bedeutung, Der Maler, der in<br />

einer bestimmten historischen Epoche lebt, bringt nicht nur die Ideale seiner Zeit, sondern<br />

auch diese Zeit selbst zum Ausdruck. Wenn er die Auftraggeber, die für das Werk bezahlt<br />

haben, im unteren Teil der Ikone darstellt, dann übermittelt er Informationen über seine Zeit.<br />

Die Bekleidung und der Schmuck der Auftraggeber informieren uns über ihren<br />

gesellschaftlichen Stand, ihre ökonomische Position, die Mode jener Zeit, ja selbst über die<br />

Handelsbeziehungen <strong>Zypern</strong>s mit anderen Ländern. Die Einflüsse, die man in der Ikone<br />

aufspüren kann, interpretieren die politischen Abenteuer des Landes, die engen Bande<br />

zwischen dem byzantinischen Reich und den französischen, venezianischen und türkischen<br />

Besatzern.<br />

So wird die Ikone zu einem Buch, das einem viel erzählen kann, wenn man es zu lesen<br />

versteht.“<br />

Ich musste das Buch leider zuschlagen und Martina erlösen. Sie hatte es sich auf einer Bank<br />

in der Sonne bequem gemacht und zeigte mir den Umgang mit einer steinernen Ölpresse, die<br />

im Vorgarten aufgestellt war. Wir blickten uns um und suchten nun das Ethnographische<br />

Museum und siehe da.<br />

Es befindet sich auf der anderen Straßenseite.<br />

Die Breitseite des Hauses zeigt drei elegant<br />

geschwungene, über zwei Geschosse gehende<br />

Bögen, die eine überdachte Terrasse bilden und<br />

unten mit verschnörkeltem Gitterwerk vor<br />

Eindringlingen geschlossen sind. Wir traten ein,<br />

und sofort kam eine untersetzte dicke Frau, von<br />

Parfüm duftend wie eine Aktrice, mit Schmuck<br />

behängt, reichte uns servil ihre fettige Hand,<br />

fragte <strong>nach</strong> unserer Sprache und konnte uns dann<br />

in Deutsch die notwendigen Einweisungen geben.<br />

Langsam bemerkte ich, und sie, die sich als Frau Eliades vorstellte, erwähnte es auch<br />

<strong>nach</strong>drücklich, dass dieses Haus eine private Sammlung ihres Mannes, Professor G. S. Eliades<br />

ist. Eliades ist (oder war, das konnte ich nicht herausfinden) ein Gymnasiallehrer, der sich ein<br />

Leben lang mit der zyprischen Volkskunst befasst hat. Er hat 1957 dieses Haus erworben und<br />

seither eine einzigartige Sammlung ganz unterschiedlicher Art in allen seinen Räumen<br />

zusammengestellt, die insgesamt ein bürgerliches Haus städtischer Architektur des<br />

ausgehenden 19. Jahrhunderts in Paphos repräsentieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!