Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Steinbrocken, scheinbar zusammenhangslose Mauerreste in unterschiedlichen Höhen<br />
verunsichern mein Vorstellungsvermögen.<br />
Ich lese noch einmal im Baedeker <strong>nach</strong>: Gegenüber der Agora befand sich hier einst die antike<br />
Akropolis mit dem Asklepieion 48 und dem Odeon 49 . Die Agora, der Markt- und<br />
Versammlungsplatz, bestand aus einem 95 x 95 m 2 großen Hof mit Säulenumgang. Im Osten<br />
ist noch das Stylobat 50 des Umganges erhalten, zu dem Treppenstufen hinaufführten. Hier fand<br />
man Granitsäulen mit korinthischen Marmorkapitellen.<br />
Das teilweise rekonstruierte Odeon, wo wir<br />
uns zu einer kleinen Rast niederließen, wurde<br />
im 4. Jh. von Erdbeben fast völlig zerstört, es<br />
besaß 25 Sitzreihen und bot 3000 Zuschauern<br />
Platz. Ein Odeon hat die Funktion eines Konzerthauses. Es bestand wie ein Theater aus einer<br />
halbrunden Orchestra 51 , Cavea 52 und Skene, war jedoch im Gegensatz zu einem Amphitheater<br />
in der Regel überdacht. Schaut man vom Odeon zum Leuchtturm hinauf, dann gehörte das<br />
Mauerwerk links davon zum ehemaligen Asklepieion. Dieses war ein dem Gott der Heilkunst<br />
gewidmeter Tempel mit Räumen für Heilschlaf und Therapien, kurz ein antikes Kurhaus.<br />
Es gäbe ja noch die Ruinen der alten Festung<br />
Saranta Kolones aufzusuchen, aber Martina ist<br />
müde und sucht ein Plätzchen zum Ausruhen. In<br />
dem Wort steckt die Bedeutung „vierzig<br />
Säulen“, die genau zum Bau dieses römischen<br />
Kastells verwendet wurden. Um 1100 stand hier<br />
eine Burg, mit der die Byzantiner die Küste<br />
sicherten. Später wurde sie von den Franken<br />
genutzt. Saranta Kolones wird auch mit den<br />
Kreuzfahrern zusammen genannt, jedoch schon<br />
1222 völlig zerstört. Seitdem diente das Kastell<br />
als Steinbruch. Heute ist kaum noch etwas aus<br />
Nea Paphos, vorn Reste des Asklepieions dieser Zeit erhalten, vielleicht einige<br />
Säulenreste. Es lohnt nicht hinzugehen.<br />
Wir verließen das Areal durch einen Nebeneingang, überquerten die belebte Hauptstraße<br />
Leoforos Apostolou Pavlou, die Apostel-Paulus- Allee, die zum Hafen führt.<br />
Nach kurzer Orientierung fanden wir den Komplex der Kreuzkuppelkirche. Wir hörten Musik<br />
und sahen Leute zum Eingang strömen. Als wir auch in die kleine Kirche eintreten wollten,<br />
fand gerade ein Gottesdienst statt, und der kleine Raum war gerappelt voll. Gesang schwoll an.<br />
Ich blieb einen Moment stehen und spürte ein sonntägliches Gefühl.<br />
48<br />
Asklepieion, [griechisch], Heiligtum des Heilgotts Asklepios (Äskulap); ausgegraben sind u. a. das<br />
Asklepieion von Athen (um 400 v. Chr.), von Epidauros, Kos und Pergamon. Ein Asklepieion entsprach im<br />
Altertum dem heutigen Kurbad.<br />
49<br />
Odeon, [das, Mehrzahl Odeen; griechisch] Odeion, Odeum, antikes überdachtes Gebäude für musikalische<br />
Aufführungen, mit halbrundem Zuschauerraum. Heute ist Odeon Bezeichnung für Theater, Musikhallen oder<br />
auch Tanzhallen und Kinosäle.<br />
50<br />
Stylobat, oberste Stufe eines antiken Tempelunterbaues, auf der die Säulen stehen<br />
51<br />
Orchestra, Spielfläche<br />
52<br />
Cavea, Zuschauerraum eines römischen Theaters<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 125