Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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sichtbar zu machen! Das Podest für einen Taufstein kann man ausmachen. Eine Nische führt<br />
möglicherweise in die Sakristei, einen winzigen Nebenraum für den Priester.<br />
Wir klettern <strong>nach</strong> oben, machen Platz für eine Familie, die neugierig <strong>nach</strong> unten drängt.<br />
Martina rafft es. Sie will auch ein Tüchlein an den<br />
Wunschbaum knüpfen, raubt mir ein Taschentuch und<br />
befestigt es mit verschmitztem Lächeln an dieser 300 Jahre<br />
alten Terpentin- Pistazie. Wir wünschten uns etwas,<br />
verrieten es nicht, als das Tuch wie die anderen im Winde<br />
zappelte, hin und her schwang und nun wer weiß wie lange<br />
dort hängen bleibt. Wie willig lässt sich der so moderne<br />
Mensch auf solche Schamanen- Mätzchen ein. Er tut es mit<br />
einem Lächeln, versteht es als Scherz, doch im Innern?<br />
Der Glauben wird durch das geschmückte Portal<br />
hinausgetrieben. Durch kleine Hintertüren schleicht er sich<br />
wieder ein. Da werden Münzen in Brunnen geworfen,<br />
Bronzestatuetten an bestimmten Stellen berührt, bis das<br />
Metall goldgelb glänzt, heilige Steine angefasst, Ikonen<br />
geküsst, die Liste ließe sich endlos lang ausdehnen.<br />
Hier wird eben ein Tuch am Wunschbaum befestigt. Wer erfüllt diese Wünsche? In allen<br />
monotheistischen Religionen haben die Gläubigen ihre Riten, ihre Heiligen, ihre Reliquien,<br />
ihre Herren und Mütter, die über sie wachen, in anderen Religionen gibt es sie sowieso. Ich<br />
frage mich, warum macht das aber der „moderne“, aufgeklärte Atheist? Und glaubt auch noch<br />
daran! Heidnischer Aberglaube ist eben in jedem von uns infiltriert!<br />
Unser Besichtigungsprogramm war zu Ende. Wir<br />
fanden schnell den Weg zum Hafen. Kühler Wind war<br />
aufgekommen. Vor die Sonne hatten schwammige<br />
Wolken ihre Schleier gezogen. Böen fegten durch die<br />
Straßen und wirbelten den Staub des trockenen<br />
Sommers auf. Schlechtes Wetter zog heran. Wir hatten<br />
Glück, standen gut an der Haltestelle, als der Bus<br />
einlief und bekamen einen Sitzplatz, denn mit uns<br />
wollten jetzt eine Menge Engländer wieder in ihre<br />
Hotels entlang der Küste. Und wir hatten fast die<br />
Schweres Wetter über dem Troodosgebirge weiteste Strecke.<br />
Am Nachmittag dann erlebten wir ein Gewitter mit Blitz und Donner von großer Heftigkeit.<br />
Seltsam, es regnete bei uns nicht. Das Unwetter tobte vielleicht zwei Stunden über die Insel<br />
und verzog sich dann in Richtung Troodos. Die Luft roch frisch und war sehr abgekühlt. Der<br />
Badestrand lag verwaist, selbst die begehrtesten Plätze waren jetzt zu haben.<br />
Ich überredete Martina, mit mir noch ein letztes Mal<br />
den Badestrand zu genießen. Wir suchten eine<br />
Liege direkt auf der Felsenbrücke zwischen<br />
Badewanne und Meer. Der Unterschied zwischen<br />
Luft- und Wassertemperatur war gering und machte<br />
das Zuwassergehen leicht. Ich bereute, dass ich<br />
keine Schwimmflossen oder Taucherbrille mithatte.<br />
Sie hätten das Gepäck belastet. So schwamm ich ein<br />
letztes Mal in dem herrlich sauberen Wasser. Später<br />
beobachtete ich eine Gruppe Taucher, eine<br />
Tauchschule, die ihre umfangreichen Gerätschaften<br />
im Wasser ausprobierten.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 150<br />
Badezugang zum Meer