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Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

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So lustig und gleichzeitig lehrreich ist mir die Keramikkunst noch nicht nahe gebracht worden.<br />

Beim Einsteigen auf dem Dorfplatz beobachtete ich im Kafeníon unter dem schattigen und<br />

Früchte tragendem Weinlaub eines uralten Rebstocks sieben alte Herren des Dorfes. Sie sitzen,<br />

verbringen ihre Zeit auf der Bank, rauchend, schwatzend, schweigend, je <strong>nach</strong> Temperament.<br />

Manch einer hat sich auf seinen Stock gestützt. Sie haben Zeit. Nichts bleibt ihnen verborgen,<br />

was im Dorfe vor sich geht. Antonio nennt sie die „Philosophen“ des Ortes. Ich habe mein<br />

Foto „Die sieben Söhne des Sophokles“ benannt. Wenn dieser griechische Vorfahr auch kein<br />

Philosoph war, dann doch ein Dichter und Stratege. Und was machen diese alten Männer denn<br />

anders als Strategie? Sie meistern den schalen Rest ihres Lebens, nehmen es wie es ist,<br />

verbringen es gemeinsam. In Ruhe, Beschaulichkeit und Abgeklärtheit. Uns zum Vorbild.<br />

Neugierig beäugen sie die Fremden. Ein kleinster Wink, und man kann sich mit ihnen<br />

unterhalten. Wie schlimm empfinde ich es immer, wenn ich feststellen muss, dass ich weiter<br />

muss und vor allem, dass ich ihre Sprache nicht spreche. Das meine ich damit, wenn ich häufig<br />

das Gefühl habe, dass ich durch ein fremdes Land fahre, als wenn ich in ein buntes Aquarium<br />

schaue, die schönen Pflanzen und bunten Fische sehe, aber immer durch dickes Glas von den<br />

eigentlichen Bewohnern getrennt bin. Busreisen sind oft nichts als Fassade, schöner Schein. Ab<br />

und zu tauche ich die Hand ins Aquarium, streichle einen Fisch. Mein Kopf bleibt immer<br />

draußen.<br />

XVII. Weinverkostung bei Lambouri<br />

igentlich sollte das <strong>Reise</strong>programm an diesem Nachmittage mit einer Weinverkostung<br />

in Kilani ausklingen. Doch Antonio druckste herum, es würde etwas nicht klappen. Er<br />

müsse kurzerhand umplanen. Wir würden <strong>nach</strong> Platres fahren. Hier säße in einem alten<br />

E Herrenhaus etwas außerhalb des Ortes eine der größten Winzereien der Insel auf 1128 m Höhe.<br />

Dieses schien wie neu gebaut, auf jeden Fall<br />

restauriert. Man sah auch das Geld, das hier<br />

geflossen war. Wir erfuhren beim Vorstellen des<br />

Winzers, dass er sich aus Deutschland einen<br />

jungen Mann vom Fach hergeholt hatte, durch<br />

Heirat nun eng verbunden, der die<br />

Weinerzeugung <strong>nach</strong> den neuesten und<br />

effektivsten deutschen Methoden betrieb. Wir<br />

stiegen in den kühlen Keller hinab. Uns wurden<br />

die blitzenden Edelstahl- Tanks gezeigt, das<br />

Flaschenlager, die Etikettiermaschine. Alles<br />

erschien steril, neu und atmete keinen Hauch<br />

Winzer- Romantik. Ein Industriebetrieb eben.<br />

Weingut Lambouri in Platres<br />

Oben an der Theke konnten wir von den Weinen kosten. Natürlich wird hier roter, weißer und<br />

Rosé- Wein erzeugt, hauptsächlich von den bewährten Sorten Cabernet Sauvignon und<br />

Chardonnay, aber auch von einer neuen Mataro- Traube, die hier in 1000 m Höhe vortrefflich<br />

gedeiht. Der Winzer verwies stolz darauf, dass der deutsche Konsul regelmäßig hier seinen<br />

Weinvorrat aufstockt, dass er an der Küste in den großen Städten viele seiner Abnehmer hat<br />

und auch Wein <strong>nach</strong> Europa exportiert, obwohl er keine großen Mengen herstellt.<br />

Es gibt von Lambouri die Sorten: Chardonnay Fumé, Cabernet Sauvignon, Dry White, Dry<br />

Red, Dry Rosé und Dry Red Special Reservé.<br />

Uns bot man von dreien an. Die Jahrgänge waren nicht älter als drei Jahre. Wir standen, und<br />

ich hatte das Gefühl- da niemand etwas kaufte – dass der Winzer bei aller Freundlichkeit froh<br />

war, als wir dann, <strong>nach</strong> vielleicht einer halben Stunde, sein modernes Haus wieder verließen.<br />

Ein Pflichtprogramm ohne Verve. Enttäuschend.<br />

© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 83

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