Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Wir ruhen uns ein Weilchen im Hotelzimmer aus, trinken, essen ein wenig, sitzen auf dem<br />
Balkon, genießen die Ruhe. Dann ist die Zeit heran, 16 Uhr, wo wir uns alle treffen, um<br />
gemeinsam wieder zu Tale zu ziehen und das Nachmittags- und Abendprogramm zu erleben.<br />
Wir gehen den gleichen Weg zurück, biegen dann aber am Sportzentrum rechts ab. Wir<br />
werden aufgeklärt über den besonderen genossenschaftlichen Charakter des Dorfes. Alle<br />
Einwohner haben eine Kooperative gebildet, ihr Vermögen zusammengetan und mit ihrem<br />
Geld das Rodon- Hotel gebaut. Sie sind nun alle daran beteiligt, und etliche arbeiten dort,<br />
etwa 30 Leute. Andere wieder versorgen das Hotel mit Obst und Gemüse, mit Fleisch und<br />
Brot, mit Blumen, Andenken und Wein. So versorgt das Hotel den Bewohnern Arbeit. Diese<br />
haben sogar eine eigene Bank gegründet, ein einmaliges Beispiel in <strong>Zypern</strong>, das jedoch jetzt<br />
Schule macht und auch anderswo <strong>nach</strong>geahmt wird.<br />
Für den Winter, wenn die Touristen ausbleiben,<br />
haben die findigen Agros- Leute einen Dreh<br />
gefunden, Menschen hierher zu bringen. Sie<br />
organisieren sportliche Wettkämpfe,<br />
Trainingslager und Schulungen in einem<br />
großzügig ausgestatteten Komplex, der sogar<br />
einer größeren Stadt würdig wäre. So ist auch im<br />
Winter das Hotel ausgelastet. Erstaunlich.<br />
Nun haben wir eine Begegnung mit der<br />
Vergangenheit- könnte man sagen.<br />
An einer Straßenkrümmung kommt uns ein alter Mann mit seinem Esel entgegen, ein Bild wie<br />
es sich die <strong>Reise</strong>journalisten wünschen, wie es auf den <strong>Reise</strong>prospekten zu sehen ist, auf<br />
Umschlägen auf Büchern über <strong>Zypern</strong>, kurz gesagt ein Klischee, das heute nicht mehr der<br />
Wirklichkeit entspricht, ein Esel auf <strong>Zypern</strong> als Transportmittel. Gut, man sagt, Agros sei noch<br />
ein Dorf. Immerhin braucht das Tier ganzjährig Futter. Dennoch kann ein Esel kaum noch den<br />
benzingetriebenen Tieren Konkurrenz bieten. Nur vielleicht noch in den schwer zugänglichen<br />
Wein- Terrassen leistet es vereinzelt Hilfe, das unendlich geduldige, manchmal etwas<br />
eigensinnige, genügsame Grautier, das in unserem Falle ein hübsches Kaffeebraun aufweist.<br />
Alle rissen natürlich die Fotoapparate an die Wange,<br />
hielten voll drauf, bedrängten sich gegenseitig- man<br />
will ja diese Szene möglichst ohne die störenden<br />
Touristen einfangen. Es gab heillose Aufregung. Der<br />
arme Mann tat sein Bestes, machte gute Miene zum<br />
bösen Spiel, denn er hatte nichts davon, dass er so<br />
plötzlich im Mittelpunkt stand. Er zog das Eseltier<br />
stumm hinter sich her, dies trabte Schritt für Schritt<br />
gemächlich den Berg hoch. Der Bauer verhielt einen<br />
kurzen Moment, lachte verlegen und trollte sich von<br />
dannen.<br />
In dieser Zeit musste ich auch versuchen, ihn möglichst günstig einzufangen und fluchte<br />
innerlich auf den Menschenjäger, der immer in vorderster Linie im Wege stand. Noch<br />
schlimmer sind in neuer Zeit die Videofilmer, die unbeweglich zu deinem gewählten Objekt<br />
die Sicht verderben und erst dann weggehen, wenn alles vorbei ist. Sie sind den Rauchern<br />
gleiche taktlose Egoisten.<br />
Wir stehen vor dem Anwesen der Familie Tsolakis, dem „House of Roses“, Rosenhaus und<br />
treten neugierig in die kleine Werkstatt.<br />
Grundidee war, aus den hier gezüchteten und geernteten Rosen die Blätter auszupressen und<br />
allerlei Produkte daraus herzustellen: Duftendes Rosenwasser, Rosenöl, Rosenlikör, Rosengeist<br />
(hochprozentiger Schnaps), Rosensüßigkeiten und sogar Wein mit Rosengeschmack. Dazu<br />
gesellt sich eine kleine keramische Werkstatt, in der gleich die entsprechenden und<br />
ansprechenden Gefäße getöpfert werden. Hier standen wir nun und staunten.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 69