Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Mischung wird dann mit Hilfe eines goldenen Löffels an die Gläubigen ausgegeben. Die im<br />
Westen mittlerweile wieder übliche Handkommunion ist hier nicht bekannt, die Gläubigen<br />
empfangen die Kommunion in den Mund. Bleibt ein Rest, wird dieser <strong>nach</strong> der<br />
Kommunionspendung vom Diakon oder vom Priester verzehrt.<br />
Diese runden Brote lagen auf dem Tisch, und wir wollten nicht in Verlegenheit geraten, die<br />
Eucharistiefeier als Ungläubige zustören. Wir kehrten an den Tisch zur Terrasse zurück. Über<br />
uns wob sich ein Dach aus Weinlaub mit einer Fülle reifer blauer Trauben.<br />
Es wurde dämmrig. Neben uns saßen ein paar<br />
neugierige Dörfler. Sie ließen sich fotografieren. Der<br />
„Menschenjäger“ machte den Anfang. Zwei ältere<br />
Herren. Der eine stützte sich in Pose auf seinen<br />
Knotenstock. Es ist eine willkommene Abwechslung,<br />
mit den Touristen ein wenig Tuchfühlung zu haben.<br />
Ein kleines Wort und ein Lächeln genügt und diese<br />
Männer, die in jedem Dorf meistens vor dem<br />
Kafenion sitzen und das Geschehen auf der Straße<br />
beobachten, oft in einer Spielrund drinnen, sind<br />
dankbare Gesprächspartner, wenn man die wenigen<br />
Worte Gespräch nennen darf, die man ihnen zuruft.<br />
Wir winken uns zu, trennen uns. Nun beginnt die<br />
Dunkelheit, wir laufen einige hundert Meter. Dann<br />
ist das Ziel für diesen Abend erreicht. Ich lese ab:<br />
ΚΑΦΕΣΤΙΑΤΟΡΙΟ Η ΚΟΙΛΑΔΑ<br />
Bar, Restaurant<br />
Was etwa zu lesen wäre wie „Kafestiatório i<br />
Kilada“, übersetzen kann ich es nicht. Drinnen<br />
fanden wir in einem abgeteilten schmalen,<br />
schlauchförmigen Raum eine gedeckte Tafel für 30<br />
Personen vor.<br />
Uns erwartete ein festliches Mezé- Essen, eine griechische Spezialität, die auch auf <strong>Zypern</strong><br />
gepflegt und angeboten wird. Es wurden in den vier Stunden mindestens 11 Gänge serviert, auf<br />
dem Tisch standen Karaffen mit rotem und weißem Wein, wer den griechischen Ouzo mochte,<br />
konnte sich <strong>nach</strong>schenken, was einige gewissenhaft taten. Die Verlockung war für viele groß<br />
zuzulangen. Alles war inklusive! Und immer wieder wurden die Karaffen gefüllt. Aber vorher<br />
kämpften wir uns durch die Speisen durch, die Antonio laut angekündigte, doch in dem<br />
anschwellenden Lärm von dreißig zur Lust entschlossenen Menschen ging das meiste unter. Es<br />
gab an Speisen – was sich mein Gaumen gemerkt hat - Choriátiki (Bauernsalat), Dolmádes<br />
(mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter), Keftédes (gebratene Hackfleischbällchen), Souvlákia<br />
(gegrillte Fleischspießchen), Moussakás (Auflauf aus Auberginen, Hackfleisch,<br />
Kartoffelscheiben und irgendwelche Soße), auf jeden Fall standen Hoúmous (Püree aus<br />
Kichererbsen, Sesam, Olivenöl und Zitrone), Halloúmi (typisch zyprischer fester Schafs- oder<br />
Ziegenkäse) auf dem Tisch. Die Strategie bei solchem Festmahl muss sein: Von jeder Speise<br />
sehr wenig zu nehmen, auch wenn es schmeckt! Die meisten hatten sich schon bei den Salaten<br />
gesättigt, bei Tsaisíki (Joghurt mit Knoblauch und gehackten Gurken) und Weißbrot, und als<br />
die „Knaller“ kamen, die Paidákia (gegrillte Lammkoteletts), gaben die meisten schon die<br />
Platten weiter.<br />
Es wurde eine beispiellose Schlemmerei. Der Wein floss, die leeren Karaffen wurden immer<br />
öfter gegen volle getauscht. Dann begann der Tanz. Nikos, der Kellner, hatte sich schon lange<br />
an den Runden, die ausgeschenkt wurden beteiligt. Er war nun schon so berauscht, dass er die<br />
Tabletts mit Essen abenteuerlich über seinem Kopf schwenkte und beim Aufsetzen auf den<br />
Tisch mehrmals das Ziel verfehlte. Antonio wachte, nahm ihm vieles ab und schließlich wurde<br />
Niki vom Dienst „suspendiert“. Er werkelte an der Stirnseite an einem Radio, brachte es mit<br />
griechischen oder zyprischen Nationaltänzen zum Klingen, breitete die Arme aus und fing an,<br />
mit kunstvollen Schrittfolgen und eleganten Drehungen, sich in Trance zu wiegen.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 73