Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Noch einmal kamen wir am<br />
Erzbischöflichen Palast vorüber.<br />
Gegenüber befindet sich ein stattliches<br />
Gebäude, das Panzyprische<br />
Gymnasium, das Elite- Gymnasium der<br />
Stadt, an dem auch Makarios studiert<br />
hat. Von hier wurde übrigens in den<br />
1950er Jahren der Gedanke der Enosis 16<br />
weiter getragen. Die Enosis- Idee kam<br />
mit der Staatsgründung Griechenlands<br />
1830 auf. Sie beinhaltet den Anschluss<br />
aller griechischsprachigen Gebiete, auch<br />
<strong>Zypern</strong>s, an Griechenland. Aber es kam<br />
anders.<br />
Panzyprisches Gymnasium in Nikosia (Süd)<br />
Kurzer Rückblick:<br />
1878 schloss das britische Empire einen Vertrag mit dem Osmanischen Reich, mit dem es der<br />
Türkei Schutz gegen das Vordringen des russischen Riesen auf dem Balkan versprach.<br />
Im Gegenzug traten die Türken <strong>Zypern</strong> ab. Die Insel wurde, <strong>nach</strong> dem Bau des Suezkanals ein<br />
wichtiger Stützpunkt auf dem Weg <strong>nach</strong> Indien geworden, im Jahre 1925 britische<br />
Kronkolonie. Die Inselbewohner spalteten sich in zwei Gruppen. Die einen wollten sich an ein<br />
Mutterland anschließen, das Griechenland heißt, die anderen sehnten sich <strong>nach</strong> einem<br />
unabhängigen Staat. Es gab aber auch noch eine türkische Volksgruppe. Kämpfe blieben<br />
unausweichlich...<br />
Wir liefen die Adamantiou Koral hinauf,<br />
Richtung Stadtmauer, vorbei an den stattlichen<br />
Resten eines Aquädukts, die kaum aus antiker<br />
Zeit stammen dürften, sondern aus der Zeit, als<br />
die Venezianer sich vor den Türken sicherten,<br />
nämlich aus den Jahren 1558 bis 1567. <strong>Zypern</strong><br />
war <strong>nach</strong> den Eroberungsfeldzügen der Türken<br />
neben Kreta der einzige christliche Standort im<br />
östlichen Mittelmeer geblieben. Nach den<br />
Erkenntnissen der damals neuesten<br />
Verteidigungstechnik riss man ganze<br />
Stadtviertel Lefkosias ab, um einen starken<br />
Mauerring mit weitem Schussfeld zu errichten.<br />
Nikosia (Süd), Aquädukt an der Stadtmauer<br />
Selbst das Dominikanerkloster mit den Gräbern der Lusignan- Könige vor dem Paphos- Tor<br />
musste weichen. Böschungen und breite Gräben, Erdwälle wurden gezogen, Vorwerke in den<br />
Wassergräben gebaut. Senkrechte Schächte in den Wällen sollten den Druck bei<br />
Geschosseinschlägen auffangen. Hierzu diente möglicherweise auch der von mir vermutete<br />
Aquädukt, um Wasser, das ja schon immer kostbar war, in die Gräben zu leiten.<br />
Wie die Geschichte beweist, nutzten alle diese Vorkehrungen nichts. Unter großen Opfern auf<br />
beiden Seiten wurden die zyprischen Städte erobert. 1571 begann die über dreihundertjährige<br />
osmanische Herrschaft auf der Insel. Die Türken setzten einen so genannten Diwan ein, eine<br />
Regionalregierung, dem ein Bey (Gouverneur) und vier Agas vorstanden. Als „Vermittler“<br />
zwischen der griechischen Bevölkerung und dem Bey dient ein christlicher Dragoman. Die<br />
neuen Herren schafften die Leibeigenschaft und den Frondienst ab, unter denen die Untertanen<br />
16<br />
Enosis, [griechisch, „Anschluss“], seit dem 19. Jahrhundert Losungswort einer Volksbewegung auf <strong>Zypern</strong>,<br />
die für den Anschluss der Insel an Griechenland eintritt. Die Enosis- Bewegung (seit 1950 geführt von<br />
Erzbischof Makarios) blieb auch <strong>nach</strong> Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit (1960).<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 30