Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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APHRODITE, die Göttin der Schönheit und der Liebe<br />
Griechische Mythen scheinen oft ungeheuer grausam und spiegeln unbeschönigt die Abgründe<br />
und Turbulenzen des menschlichen Daseins in Gestalt der olympischen Götter und Heroen.<br />
Und so liest sich auch der Geburtsmythos der schaumgeborenen Liebesgöttin Aphrodite, Teil<br />
einer urzeitlichen Schöpfungsgeschichte, wie eine atemberaubend grausige Familientragödie.<br />
Schuld war, so scheint es, der Himmelsgott und Unhold-Vater Uranos, der mit Gaia, der Erde,<br />
allnächtlich Kinder zeugte. Doch weil er seine Nachkommen hasste, verbarg er sie in einer<br />
dunklen Höhle und ließ sie nie ans Licht. Gaia zürnte dem Gatten, verschaffte sich eine riesige<br />
Sichel und wandte sich an ihre Söhne, den Vater zu bestrafen. Kronos war es dann, der die Tat<br />
ausführte: Er entmannte Uranos, als dieser sich gerade wieder einmal mit Gaia vereinen wollte,<br />
und warf die abgeschnittene Männlichkeit ins Meer, wo sie lange hin und her getrieben wurde.<br />
Weißer Schaum, Aphros, bildete sich um sie aus der unsterblichen Haut. Ein Mädchen<br />
entsprang und wuchs groß darin.<br />
Und wie so oft- das Schreckliche war des Schönen Anfang: Auf <strong>Zypern</strong>, wo die nackte<br />
Aphrodite dem Meer entstieg, wurde sie dann von den Horen bekleidet und bekränzt und<br />
geschmückt und bei den Göttern eingeführt. Alle küssten sie und wünschten sie zur Frau in<br />
ständiger Ehe.<br />
Der Glückliche aber sollte erstaunlicherweise Hephaistos sein, Gott der Schmiede und der<br />
Hässlichste im Olymp. Kein Wunder, dass die schöne Aphrodite diesem Mann, der seine<br />
Werkstatt in einem Vulkan selten verließ, bald den schmucken Kriegsgott Ares als ihren<br />
Liebhaber vorzog ...<br />
Aphrodite, die Tochter des Zeus und der Dione, war die Göttin der Liebe und der Schönheit.<br />
Der hinkende und hässliche Schmiedegott Hephaistos war ihr Gemahl, doch gehörte ihre Liebe<br />
dem Kriegsgott Ares. Diese Aufsehen erregende Affäre trieb den Gatten zu rasender<br />
Eifersucht. Daher wob er ein Zaubernetz, mit dem nur Hephaistos umzugehen verstand. So<br />
fing er die Gattin und ihren Liebhaber, als sie gemeinsam das Ehebett entehrten. Anschließend<br />
gab er sie dem Gelächter der Götter preis, die Hephaistos eigens zusammengerufen hatte. Aus<br />
dem Verhältnis zwischen Aphrodite und Ares gingen mehrere Kinder hervor, so Eros und<br />
Anteros (die griechischen Begriffe für ,Lieben’ und ,Geliebt werden’), Phobos und Deimos<br />
(„Furcht“ und „Schrecken“), Harmonia, die spätere Gemahlin des Königs von Theben,<br />
Kadmos, sowie zuletzt Priapos, der Gott der Gärten. Unter ihren irdischen Liebhabern nahm<br />
der edle trojanische Held Anchises einen wichtigen Platz ein. Aus dieser Verbindung wurde<br />
Aineas geboren, dessen Geschlecht der spätere Gründer von Rom angehören sollte. Die Rolle,<br />
die Aphrodite im Trojanischen Krieg spielte, war keineswegs nebensächlich und beschränkte<br />
sich mit Sicherheit nicht auf ihre folgenschwere Liebesgeschichte mit Anchises. In gewisser<br />
Hinsicht war es gerade die Schönheit der Göttin, die den Krieg auslöste. Und das kam so:<br />
Am Tag der Hochzeit zwischen Peleos und Thetis, den künftigen Eltern des großen Helden<br />
Achilles, warf Eris (die Zwietracht) den Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite einen Apfel zu,<br />
welcher der Schönsten unter ihnen zugedacht war. Zeus wünschte, dass der junge Prinz Paris<br />
aus Troja die Siegerin bestimmen sollte. So erschienen alle drei Göttinnen bei ihm in Troas.<br />
Eine jede rühmte ihre eigene Schönheit und bot Paris verlockende Gaben an. Hera versprach<br />
dem jungen Prinzen die Herrschaft über ganz Asia, Athena Unbesiegbarkeit im Krieg, doch<br />
Aphrodite übertraf ihre Rivalinnen, denn sie versprach ihm die Hand Helenas, der schönsten<br />
Frau der Welt. So gewann die Göttin den Preis der Schönheit, und wegen Helena entbrannte<br />
dann der berühmte Trojanische Krieg. Im Verlauf der Kriegsereignisse nahm Aphrodite stets<br />
für Troja Partei, und obwohl sie den Untergang der Stadt nicht verhindern konnte, gelang es ihr<br />
doch, das trojanische Geschlecht überleben zu lassen.<br />
Aphrodite (Αφρoδιτη) steht in der griechischen Mythologie neben der Liebe und der<br />
Schönheit auch für die sinnliche Begierde. Ursprünglich zuständig für das Wachsen und<br />
Entstehen, wurde sie erst später zur Liebesgöttin, die sich in allen polytheistischen Religionen<br />
findet: In der römischen Mythologie entspricht ihr Venus, in der ägyptischen Hathor, und in<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 107