Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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Nach weiteren Zwischenfällen führt Richard einen Angriff auf Messina an. Nach heftigen Kämpfen fällt<br />
die Stadt. Richard lässt seine Fahnen über Messina aufziehen und nimmt Geiseln. Nachdem Tankred<br />
sie mit Gold ausgelöst hat, wird ein Waffenstillstand geschlossen. Das Wesentliche ist geregelt, aber<br />
Winterstürme verhindern die Weiterreise. Das Glücksspiel nimmt solche Ausmaße an, dass einfachen<br />
Soldaten und Matrosen das Würfeln verboten wird. Kleriker und Ritter dürfen zwanzig Schillinge am<br />
Tag verspielen. Die Kreuzfahrer verbringen ein halbes Jahr in Messina.<br />
Im Frühjahr wird bekannt, dass Eleonore eine neue Braut für Richard <strong>nach</strong> Messina bringen wird:<br />
Berengaria, die Tochter des Königs von Navarra. Philipp ist empört, denn seine Schwester Alice<br />
wartet ja noch immer auf Richard.<br />
Richard bringt vor, sein Vater Heinrich habe mit seiner Verlobten geschlafen und eine Ehe mit der<br />
entehrten Alice käme nicht in Frage. Philipp kann sich gegen diese Beleidigung nicht zu Wehr setzen.<br />
Er löst gegen Bargeld den Ehevertrag und segelt <strong>nach</strong> Palästina ab. Im April treffen Eleonore und<br />
Berengaria in Messina ein. Weil die Zeit drängt, wird die Hochzeit verschoben. Eleonore kehrt <strong>nach</strong><br />
England zurück und Richards Flotte bricht nun ebenfalls <strong>nach</strong> Palästina auf. Berengaria reist mit.<br />
Ein Sturm treibt die Flotte auseinander. Richard bleibt ein paar Tage auf Rhodos, um sich von der<br />
Seekrankheit zu erholen. Drei Schiffe werden <strong>nach</strong> <strong>Zypern</strong> abgetrieben. Zwei von ihnen stranden<br />
Ende April 1191 an der Südküste, das dritte, mit Johanna und Berengaria an Bord, ankert vor<br />
Limassol. Die einheimischen Griechen eignen sich die Wertsachen der gestrandeten Kreuzfahrer an<br />
und nehmen die Überlebenden gefangen. Eine Sitte, die übrigens auch in England herrschte. Es<br />
kommt zum Kampf, beide Seiten beklagen Verluste. <strong>Zypern</strong> gehörte zum byzantinischen Reich. Der<br />
Statthalter Isaak hatte aber die Macht illegal an sich gerissen. Dieser Umstand und die<br />
Gefangennahme der gestrandeten Kreuzfahrer kommen Richards Absicht entgegen, die Insel zu<br />
erobern.<br />
Am 8. Mai 1191 nähert sich die englische Flotte der Küste bei Limassol. <strong>Zypern</strong> hat sich von dem<br />
Raubzug Rainalds von Châtillon wieder erholt und ist von großer strategischer Bedeutung für die<br />
Belagerer von Akkon. Richard verfügt über eine selten große und teure Streitmacht. Ein klarer Fall für<br />
das Recht des Stärkeren. Der Angriff erfolgte wahrscheinlich in Amathous, östlich des heutigen<br />
Limassol. Da die Stadt an der Seeseite nicht befestigt ist, haben die Bewohner beim Nahen der Flotte<br />
am Strand Barrikaden errichtet. Richard von Devizes:<br />
„Der König, in seiner Rüstung, sprang als erster vom Schiff und schlug den ersten Schwertstreich,<br />
aber bevor er den zweiten schlagen konnte, waren Dreitausend auf seiner Seite und schlugen sich mit<br />
ihm. Schnell hatten sie das Holz im Hafen weggeräumt. Die kräftigen Männer eilten <strong>nach</strong> oben in die<br />
Stadt und waren nicht sanfter als die Löwinnen, denen man das Junge weggenommen hat. Die<br />
Verteidiger kämpften tapfer gegen sie. Die Verwundeten fielen auf dieser Seite und auf jener. Die<br />
Schwerter auf beiden Seiten waren trunken vom Blut. Die Zyprioten wurden bezwungen, die Stadt und<br />
Burg wurden genommen. Die Sieger nahmen sich, was ihnen gefiel. Der Herr der Insel wurde<br />
gefangen und vor den König gebracht. Er bat um Verzeihung, die im gewährt wurde. Er huldigte dem<br />
König...”<br />
Der Statthalter Isaak Kommenos denkt nicht daran, Richard als Oberherrn der Insel zu akzeptieren.<br />
Kaum ist er frei, fordert er Richard auf, die Insel zu verlassen. Inzwischen treffen König Guido von<br />
Lusignan, der Fürst von Antiochia, Gesandte der Templer und einige mit Guido verbündete Barone in<br />
<strong>Zypern</strong> ein. König Philipp ist inzwischen vor Akkon eingetroffen und hat die Partei Konrads von<br />
Montferrant ergriffen. Die Delegation unter Guido hofft auf die Unterstützung des englischen Königs.<br />
Unter den Baronen befanden sich Verwandte von Richards Vasallen. Richard setzt also auf die Karte<br />
Guidos und befindet sich damit im Lager der Gegner König Philipps und Konrads. Die Verhältnisse<br />
pendeln sich <strong>nach</strong> heimatlichen Mustern ein.<br />
Richard nutzt die Verstärkung durch die Ankömmlinge, um einen Feldzug gegen Isaak zu<br />
unternehmen. In mehreren Gefechten werden die Streitkräfte Isaaks niedergeworfen. Isaak ergibt<br />
sich, <strong>nach</strong>dem Richard ihm versprochen hat, ihn nicht in Eisen zu legen. Richard hält sein Wort: Isaak<br />
wird in silberne Ketten gelegt. In den Küstenstädten erhebt Richard sogleich eine Besitzsteuer von<br />
fünfzig Prozent. Auch der Ertrag für Richards Legende ist nicht schlecht: Seine Attacke am Strand und<br />
die List mit den silbernen Ketten machen bald die Runde. Richard heiratet auf <strong>Zypern</strong>. Nach der<br />
Überlieferung soll er in der Georgskapelle der Burg getraut worden sein. Die Ehe mit Berengaria war<br />
dynastisch gesehen nicht ertragreich: Sie blieb kinderlos. Richard verliert bald das Interesse an seiner<br />
Gattin…<br />
Richard wird <strong>Zypern</strong> bald für hunderttausend Goldstücke an den Templerorden verkaufen.<br />
Vierzigtausend Goldstücke können die Templer anzahlen. Aber auch für den reichen Orden ist die<br />
Restsumme nicht leicht aufzubringen. Die Templer errichten Burgen und versuchen, das Geld aus der<br />
Bevölkerung zu pressen. Sie ersticken in Nikosia einen Aufstand in einem Blutbad. Die geldgierigen<br />
Barone mit dem lateinischen Ritus bleiben für die meisten griechisch-orthodoxen Einheimischen<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 57