Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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des Südschiffes fand ich ein imposantes Fresko mit vielen Heiligen, die die Auferstehung<br />
darstellen sollen. Manche haben Schriften in der Hand.<br />
In der Nordkapelle steht ein uraltes Holzkreuz, das aus der<br />
Gründerzeit der Kirche stammen könnte. Für einen Moment<br />
blitzt der Gedanke auf, wie lange Zeit 800 Jahre sind, in der<br />
dieses religiöse Mal hier überdauert hat, und was draußen auf<br />
<strong>Zypern</strong> und in der Welt sich ereignete.<br />
Ich trete am Südende aus der kleinen Kirche aus, die Sonne<br />
blendet, wärmt, zwingt bald in den Schatten. Ein kleines<br />
verwildertes Areal umgibt hier den Bau. Blaue Trichterwinde<br />
bedeckt den Boden Ein Sanddornbaum mit seinen orangenen<br />
Beeren steht da und ein Granatapfelbaum. Ein verwunschenes<br />
Idyll. Ich geselle mich zu den Leuten, die auf einer schmalen<br />
Mauer im Schatten sitzen. Ein Mann weckt aller Interesse.<br />
Antonio hat ihn gerufen. Es ist Stalin. Er heißt richtig Stalin.<br />
Er freut sich offensichtlich, so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und hat auch<br />
etwas mitgebracht, eben auch ein Zeichen zyprischer Gastfreundschaft. Er hat ja nichts davon,<br />
verteilt freigebig Mandeln, noch in ihrer Hülle, so wie sie vom Baume fallen oder geschüttelt<br />
werden. Wir wandeln langsam zum Bus zurück und fahren zum nächsten Etappenziel.<br />
XV. Pano Platres und die Kalidonia- Wasserfälle<br />
S<br />
chätzungsweise 12 km ist der Weg <strong>nach</strong> Pano Platres. Wir erinnern uns: Pano bedeutet<br />
Ober-…und Kato…Unter-.<br />
Er führt über eine Kreuzungsspinne<br />
von Straßen, die längs des Troodos und quer<br />
hinüber führen. In der Nähe gibt es einen<br />
Staudamm, der die Frühjahrswässer<br />
auffängt. Das Dorf Moniatis wird passiert.<br />
Es liegt mitten im Wald, der uns nicht mehr<br />
verlässt. Der Bus stöhnt den Berg hinauf.<br />
Beim Umschalten in den nächst niedrigeren<br />
Gang knackt es trocken und laut, er ruckt<br />
dann mit neu übersetzter Kraft an und<br />
beschleunigt wieder. Durch die offenen<br />
Fenster weht stickiger Dieselqualm, Zugluft<br />
und ein Hauch früheren <strong>Reise</strong>ns herein. Bald<br />
Der REDFORD- Bus in Kato Platres<br />
sind wir erlöst.<br />
Wir halten vor einer blitzsauberen Taverne in Kato Platres, wo es viele Ferienhäuser, ein<br />
Forsthaus, ein Hotel und eine Polizeistation gibt. Hier erfrischen wir uns, ruhen ein wenig aus.<br />
Herr Vassos verteilt freigebig und stolz, wenn er gelobt wird, Äpfel aus eigener Ernte. Sie<br />
schmecken prächtig. Wir sitzen an der Theke zu einer Tasse Kaffee, den Frau Vassos bereitet.<br />
Anton schält einen Apfel und schiebt uns wie ein Vater klein geschnittene Stücke rüber.<br />
Dann stehen wir am Beginn eines Wanderpfades. Einige Ältere, die sich den schwierigeren<br />
Weg nicht mehr zutrauen, erhalten Instruktion über einen leichteren, wieder einige bleiben am<br />
Bus und wollen sich den Mühen nicht unterziehen. Wir laufen los. Martina hat sich selbstlos<br />
den kleinen Rucksack aufgeschnallt, mit Wasser drin und etwas Verpflegung und strebt stetig<br />
voran, immer bei Antonio und immer vorn als Erste. Ich bin, weil ich oft stehen bleibe, Motive<br />
suche, knipse, stets hinten, in Hast und um Anschluss bemüht, eile dann am Pulk vorbei und<br />
lasse mich wieder zurückfallen.<br />
Der Wald hier oben in vielleicht 1600 m Höhe riecht frisch, filtert die Sonne, speichert<br />
Feuchtigkeit, selbst jetzt noch <strong>nach</strong> einem heißen Sommer. Wir laufen auf breitem Weg etwa<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 77