Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
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14 Jahre später wurde er 1974 durch einen<br />
Militärputsch gestürzt, der von der damaligen Junta<br />
Griechenlands betrieben wurde. Andauernde<br />
innenpolitische Konflikte um die zyprische Verfassung -<br />
der Anschluss an Griechenland war verboten, und die<br />
Türken Nordzyperns hatten recht weit reichende<br />
Autonomierechte - waren der Vorwand dafür gewesen.<br />
Die Abspaltung Nordzyperns und die folgende Teilung<br />
der Insel resultierten aus diesem Putsch.<br />
Im Dezember 1974 kehrte er noch einmal in das Amt<br />
zurück, das er bis zu seinem Tode innehatte.<br />
Antonio nannte noch einmal die Zahlen der türkischen Invasion, damals 1974, während der<br />
instabilen politischen Situation: 17 000 Soldaten drangen am 20. Juli auf die Insel und<br />
vertrieben 160 000 griechische Zyprioten aus ihren angestammten Heimen. Zirka 1500 von<br />
ihnen werden bis heute vermisst. 5000 Soldaten und Zivilisten ließen dabei ihr Leben.<br />
Antonio erläuterte auch noch einmal den 1400 Seiten umfassenden Annan- Plan der Einigung<br />
<strong>Zypern</strong>s, den vor allem die griechischen Zyprer im Süden mit ihrem Nein bei der<br />
Volksabstimmung ablehnten, obwohl 65% der türkischen Zyprer im Norden zustimmten.<br />
Ein Punkt als Beispiel, wie dabei die griechischen Zyprer über den Tisch gezogen werden<br />
sollten: 1000 ha Kartoffelland wollten die Engländer gegen 50 km unfruchtbaren Meeres-<br />
Shelf bei Limassol eintauschen. 5000 türkische Soldaten sollten als Besatzungsmacht bleiben.<br />
Und so gab es noch viele Punkte, bei denen die im Süden erhebliche Nachteile eingetauscht<br />
hätten.<br />
Als wir so auf den gut ausgebauten Straßen durchs Land fuhren, der Blick aufs Meer zur<br />
Linken mit dem aufs Weichbild von Larnaca wechselte, fragte ich Antonio <strong>nach</strong> den<br />
Ressourcen, die den südlichen Zyprioten zur Verfügung stünden, als erstes <strong>nach</strong><br />
Trinkwasser, das ja die Lebensgrundlage bildet. Es ist tatsächlich ein ernstes Problem, das<br />
die Zyprer meistern müssen. Grundwasser ist nicht vorhanden. Die Insel bildet<br />
gewissermaßen einen vulkanischen Sporn auf der afrikanischen Kontinentalplatte. Den<br />
Sommer über regnet es überhaupt nicht, im Winterhalbjahr unregelmäßig. Die türkische<br />
Besetzung hat für den Süden große Gebiete der bewässerten Mesaoria- Ebene abgeschnitten,<br />
die ihr Wasser aus dem lang gezogenen Pentadaktylos- Gebirge im Norden erhält.<br />
Mich dünkt, die Reserven des Wassers, das aus dem Troodos- Gebirge abfließt, sind<br />
ausgereizt. Auf der Karte finde ich eine Reihe mittlerer und großer Speicherbecken, die den<br />
Abfluss der kleinen Flüsschen zurückhalten. In Südzypern gibt es über 90 Speicherbecken.<br />
Man hat begonnen, Meerwasser zu entsalzen. 1997 ging die erste in Betrieb. Es gibt heute<br />
eine zweite. Sie haben den Nachteil, dass die Sole ins Meer zurückfließt und dort das Wasser<br />
aufsalzt und den Rest an Fischen kaputtmacht, der jetzt noch auffindbar ist.<br />
Der zyprische Norden wurde 1998 erstmals vom<br />
türkischen Festland mit Wasser beliefert. In<br />
riesigen Plastiksäcken wurden 10 000 Tonnen<br />
Wasser aus dem türkischen Taurusgebirge über<br />
das Meer bis Kyrenia (Girne) geschleppt. Was<br />
wird aus dem wachsenden Tourismus?<br />
Dusche/Bad und Pool müssen sein! Die<br />
Touristen machen sich keinen Kopf, wo das<br />
Wasser herkommt. Sie verbrauchen es<br />
großzügig und gedankenlos.<br />
Überhaupt sind die Küsten abgefischt. So absurd es klingt: Fisch muss importiert werden.<br />
Die Stromgewinnung ist ein weiteres Problem. Sie stützt sich auf Erdölimporte, vorwiegend<br />
aus dem Iran und Russland. Noch werden die teuren Derivate, sprich Erzeugnisse der<br />
Erdölverarbeitung eingekauft, das heißt die Weiterverarbeitung und tiefere Spaltung des<br />
Erdöls ist im Lande noch nicht entwickelt. Ein Energiefaktor ist die Sonnenenergie, allerdings<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 25