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Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL

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Da erzählten Voutomitis und Isaias dem Kaiser, dass es Gottesgebot sei, die heilige Ikone ins Troodos-<br />

Gebirge zu bringen. Es war nicht leicht für den Kaiser, diese wertvolle Reliquie abzugeben. Erst als er<br />

von derselben Krankheit heimgesucht wurde, wie vordem Voutomitis und seine eigene Tochter, begriff<br />

er, dass es Gebot Gottes war, die Ikone abzugeben. Später schenkte er auch das Geld zur Errichtung<br />

des Klosters, wo die Ikone aufbewahrt werden sollte.<br />

Voll Freude nahm Isaias die Ikone mit <strong>nach</strong> <strong>Zypern</strong>. Das Volk empfing ihn tief gerührt und ehrerbietig<br />

und begleitete ihn von der Meeresküste bis ins Troodos- Gebirge. Unterwegs neigten sich die Bäume,<br />

teilhabend an dem feierlichen Empfang, sogar die Muscheln kamen aus dem Wasser heraus und<br />

begleiteten die Prozession.<br />

Tatsächlich kann man bis heute auf den bewaldeten Hängen in Tillyria gebeugte Kiefern und<br />

Meeresmuscheln vorfinden, Spuren der Anteilnahme der Naturkräfte am Empfangszug für die heilige<br />

Ikone auf <strong>Zypern</strong>. So sagt man.<br />

Wir betraten von der Straße her die Klosteranlage und versammelten uns zunächst im 1.<br />

Innenhof (9). Dem Eingang gegenüber erhebt sich das Zellengebäude.<br />

Drei Seiten des Hofes schmücken ihn mit prächtigen<br />

Arkaden. An den Wänden glitzern und gleißen jetzt in<br />

der Mittagssonne Mosaiken von eindrucksvoller<br />

Vielfalt, alle behandeln sie Szenen und Geschehnisse<br />

aus der Bibel oder sie stellen einige der zahllosen<br />

Heiligen dar, die die Ostkirche verehrt. Ich verfalle ins<br />

Fotofieber und lichte so viel wie möglich davon ab.<br />

Manche dieser Geschichten aus der Bibel kenne ich:<br />

- Von Moses und dem brennenden Dornbusch<br />

- Das Heilige Abendmahl<br />

- Jesus und der Zöllner Zacharias auf dem Baum<br />

- Jesus und seine Jünger im Garten Getsemane<br />

- Die Taufe Jesu<br />

- Grablegung und Beweinung Christi<br />

- Das Jüngste Gericht<br />

- Die Steinigung der Hure u. a.<br />

- Das Wunder der Brotvermehrung am See Genzareth u.a.<br />

Die Heilige Ikone<br />

Im Mittelpunkt aller Kykko- Beschreibungen steht die Ikone der<br />

Heiligen Gottesmutter, die der Überlieferung zufolge ein Werk des<br />

Apostels Lukas ist. Dieser Überlieferung <strong>nach</strong> handelt es sich um<br />

eines der authentischen, zeitgenössischen Porträts der Heiligen<br />

Jungfrau. Die heilige Ikone ist auch unter dem Namen „Panagia<br />

Eleoussa“, d.h. die Barmherzige, bekannt. Abgebildet ist die Heilige<br />

Jungfrau, die das Christus-Kind im Arm hält. Die „Maria von Kykko“<br />

ist in der orthodoxen Welt sehr bekannt und beliebt. Zahlreiche<br />

Ikonen in Griechenland, Georgien, Bulgarien, Ägypten und Äthiopien<br />

sind der Gottesmutter von Kykko gewidmet, ein Zeichen großen<br />

Respekts unter den orthodoxen Völkern.<br />

Seit 1576 hat die Ikone einen vergoldeten Silberbeschlag, ein<br />

weiterer folgte im Jahre 1795. Das Gesicht der Gottesmutter ist<br />

verdeckt und wird nie enthüllt, wahrscheinlich weil es der Kaiser<br />

Alexios so wünschte oder um dadurch größeren Respekt<br />

einzuflößen.<br />

Man erzählt, dass im Jahre 1669 der Patriarch Alexandriens,<br />

Gerasimos, es wagte, den Überhang hochzuheben, um auf das<br />

Gesicht Mariens zu sehen. Er soll jedoch für diese schändliche Tat<br />

bestraft worden sein und Gott tränenvoll gebeten haben, ihm dies zu<br />

verzeihen. Der russische Mönch Vassilios Barsky, der 1735 das<br />

Kloster besucht hat, schreibt, dass die Mönche nur in Zeiten der<br />

Dürre das Gesicht der Heiligen Jungfrau enthüllten.<br />

Die Heilige Ikone, die vom<br />

Evangelisten Lukas gemalte<br />

Gottesmutter Panagia Eleoussa<br />

Sie brachten die Ikone zuerst auf die nahe liegende Bergspitze „Throni“, wo sie dann einen Bittgang<br />

machten. Sie schauten jedoch nicht auf das Gesicht Mariens, das gegen den Himmel gerichtet war.<br />

Die Ikone der Gottesmutter von Kykko ist auf <strong>Zypern</strong> sehr beliebt. Unzählig sind die Volkslieder, in<br />

denen sie gepriesen wird, zahlreich auch die historischen Zeugnisse über Ehrenbezeigungen bei<br />

© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 89

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