Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
Reise nach Zypern - Eberhardt TRAVEL
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Richard zum Haupterben zu erklären, verlangt aber dafür Aquitanien für Bruder Johann. Empört<br />
begibt sich Richard <strong>nach</strong> Aquitanien, das ihm wichtiger ist als die Anwartschaft auf die englische<br />
Krone. Johann und Gottfried hausen daraufhin mit ihren Söldnern im Süden, und Richard fällt im<br />
Gegenzug in die Bretagne ein. König Heinrich ruft erschrocken seine Söhne <strong>nach</strong> England, um den<br />
Streit zu beenden. Er entlässt Eleonore aus der Haft und zwingt Richard, Aquitanien an Eleonore<br />
zurückzugeben. Heinrich erneuert im Frühjahr 1186 bei einem Treffen mit König Philipp die<br />
Abmachungen, die er mit König Ludwig im Jahr 1183 getroffen hatte. Richards Position als Erbe ist<br />
gestärkt, der Verlierer Gottfried begibt sich <strong>nach</strong> Paris. Bei einem Turnier im August 1186 gerät er<br />
unter die Hufe eines Streitrosses und stirbt an den Folgen.<br />
Im Frühjahr 1187 fordert König Philipp die Herausgabe nordfranzösischer Territorien und die<br />
Erfüllung des Heiratsversprechens. Philipps Schwester Alice befindet sich seit fast zwanzig Jahren in<br />
Heinrichs Obhut. Gerüchte besagen, der König hätte sie entjungfert. Im Juni 1187 stehen sich vor<br />
Châteauroux zwei große Armeen gegenüber. Heinrich und Richard auf der einen Seite, König Philipp<br />
auf der anderen. Es geht nicht um Alice, sondern wie immer um Burgen und Äcker. Auch die Schlacht<br />
von Châteauroux findet nicht statt. Das Risiko ist beiden Seiten zu hoch, man verhandelt und schließt,<br />
wie schon so oft, einen Waffenstillstand.<br />
Ein päpstlicher Legat ist auch dabei und erinnert Heinrich an sein altes Versprechen, einen Kreuzzug<br />
zu unternehmen. Saladin bedränge die Christen in Palästina, lässt der Papst ausrichten, und die<br />
Feudalherren sollten lieber Heiden bekämpfen, statt in Europa Ländereien zu verwüsten.<br />
Nach der Konferenz begibt sich Richard mit Philipp <strong>nach</strong> Paris. Warum, bleibt ein Rätsel.<br />
Richard benutzt das Geld, um seine Burgen in Aquitanien zu befestigen. Aber plötzlich unterwirft sich<br />
Richard aus ebenfalls nicht erkennbaren Gründen wieder seinem Vater.<br />
Etwa zur gleichen Zeit wird das Heer des Königreichs Jerusalem bei Hattin vernichtet. Als die<br />
Nachrichten im Herbst 1187 eintreffen, gelobt Richard in der Kathedrale von Tours die Kreuzfahrt.<br />
Sein Sinn für Symbolik zeigt sich erneut: Er ist von den großen Fürsten der erste, der das Kreuz<br />
nimmt. Ende 1188 bricht Philipp den Waffenstillstand und belagert die Festung Gisors, die als Mitgift<br />
für Alice gedacht war. Philipp sieht <strong>nach</strong> Richards Kreuznahme keine Chance mehr für die Ehe und<br />
fordert Gisors zurück. Wieder kommt es nicht zum Kampf.<br />
Bei den Verhandlungen zwischen Heinrich und Philipp steht plötzlich Jerusalem im Vordergrund. Der<br />
Bischof von Tyrus war angereist und hält eine bewegende Predigt. Beide Könige nehmen das Kreuz.<br />
Sie handeln unter dem Druck der öffentlichen Meinung. Der Fall Jerusalems hatte die<br />
Kreuzzugspropaganda wiederbelebt.<br />
Die Könige denken noch nicht an den Aufbruch. Im Herbst 1188 marschieren Heinrich und Richard in<br />
Richtung Paris gegen Philipp. Wieder herrscht Krieg wegen strittiger Besitzrechte. Bei Pacy-sur-Eure<br />
kreuzt Richard mit dem besten Ritter Philipps die Waffen. Niemand kommt zu Schaden und beide<br />
bezichtigen sich hinterher gegenseitig, beim Kampf gemogelt zu haben. Rittergeschichten dieser Art<br />
liebten die Leute. Der Krieg wird aber nicht <strong>nach</strong> ritterlichen Regeln geführt. Heinrichs Söldner<br />
plündern auf dem Gebiet des französischen Königs.<br />
Im Oktober 1188 verhandeln Heinrich, Richard und Philipp in Châtillon-sur-Indre erneut über einen<br />
Frieden. Es kommt zum Streit zwischen Vater und Sohn. Heinrich weigert sich, Richard als Erben<br />
einzusetzen. Im Gegenzug huldigt Richard dem französischen König und erkennt dessen<br />
Oberherrschaft über den kontinentalen Besitz der Familie an. Der Krieg geht weiter. Richard kämpft<br />
nun an der Seite Philipps gegen seinen Vater. Mehrfach treffen sich die Kontrahenten zu<br />
Verhandlungen, aber selbst ein eigens angereister Legat des Papstes vermag keinen Frieden zu<br />
stiften.<br />
Im Juni 1189 befindet sich Heinrich auf der Flucht vor Richards Söldnern und gerät beinahe in<br />
Gefangenschaft. Im Juli ist es dann soweit. Bei den Verhandlungen Anfang Juli 1189 in Ballon muss<br />
Heinrich <strong>nach</strong>geben. Richard soll die englische Krone erben und <strong>nach</strong> dem Kreuzzug doch noch Alice,<br />
die Schwester Philipps, heiraten. Der Beginn des Kreuzzuges von Richard und Philipp wird auf das<br />
Frühjahr 1190 festgelegt.<br />
Heinrich II. ist krank und stirbt im Juli 1189, ohne sich mit Richard versöhnt zu haben. Seine Leiche<br />
wird in der Abteikirche von Fontevrault beigesetzt. Richard besucht kurz darauf die Grabstätte ohne<br />
Anzeichen einer Bewegung. England verdankt Heinrich die Ursprünge der modernen<br />
Finanzverwaltung. Aber das ist kein Stoff für Legenden.<br />
Am 13. September 1189 wird Richard in Westminster Abbey zum englischen König gekrönt und<br />
gesalbt.<br />
© Rolf Bührend, Herbst/Winter 2006 Seite 55