Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Du siehst sie nicht: sie trägt bei Tage<br />
Des Tags Gewand, bei Nacht das Kleid der Nacht.<br />
Ihr Tritt ist leise wie der Gang der Wolken;<br />
Still, wie Gewitter reist, spannt sie den Bogen,<br />
Und ihre scharfen Pfeile irren nie.<br />
(E<strong>in</strong> Herold tritt e<strong>in</strong>.)<br />
Die Vorigen. <strong>Der</strong> Herold. Später Günther und Etzel.<br />
Fünfter Auftritt.<br />
Herold.<br />
Herr Günther und se<strong>in</strong> hoher Gast, Herr Etzel,<br />
Vor Dich zu treten, Frau, begehren sie.<br />
Chriemhild (nach e<strong>in</strong>er kurzen Pause).<br />
Ich werde sie begrüßen, wie sich’s ziemt.<br />
(<strong>Der</strong> Herold geht ab; Hildiko folgt.)<br />
Chriemhild.<br />
Nun tretet um mich her, ihr Frevel alle,<br />
Die ich erlitten habe! stützet mich!<br />
Du Schatten des Ermordeten, Du Bild,<br />
Vielleicht auch Schatten des geraubten K<strong>in</strong>des,<br />
Kommt! flüstert mir das Wort der Rache zu!<br />
(Günther und Etzel treten e<strong>in</strong>.)<br />
Günther.<br />
Ich führe, Schwester, diesen edlen König,<br />
<strong>Der</strong> Morgenländer mächt’gen Herrn Dir zu,<br />
Daß Du ihn freundlich mögst willkommen heißen.<br />
Chriemhild.<br />
Ich grüße demuthsvoll wie e<strong>in</strong>e Magd<br />
Den hohen Gast, den mächt’gen Hunnenkönig.<br />
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