Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Günther.<br />
Wie? was er dreizehn Monden schon bewahrt,<br />
Das sollt’ er ferner nicht bewahren können?<br />
Hagen.<br />
O König! König! darauf baue nicht!<br />
Wie ke<strong>in</strong> Gewebe, so ist auch ke<strong>in</strong> Leben<br />
Durchaus sich gleich: es kommt e<strong>in</strong> Augenblick,<br />
Da lässt auch feste Tugend sich besiegen,<br />
Und das vergangne Leben straft er Lügen.<br />
(Sie gehen Beide zur Rechten ab.)<br />
Dritter Auftritt.<br />
Chriemhild, prächtiger noch als Brunhild gekleidet, kommt von der L<strong>in</strong>ken; sie hat den Gürtel, den Brunhild im<br />
ersten Aufzuge trug, <strong>in</strong> der Hand. Später Siegfrid.<br />
Chriemhild.<br />
Das muß ich wissen – o! das muß ich wissen,<br />
Und sollt’ ich Tag und Nacht drei Jahre lang<br />
Nichts thun als we<strong>in</strong>en, und ke<strong>in</strong> Wort ihm gönnen,<br />
Und ihn nur ansehn, um e<strong>in</strong> rothes Auge<br />
Und <strong>in</strong> dem Auge Thränen ihm zu zeigen,<br />
Er soll und muß mir sagen, was es ist.<br />
(Siegfried tritt durch die Mitte e<strong>in</strong>.)<br />
(Chriemhild den Gürtel verbergend.)<br />
Gut, Siegfrid, daß Du kommst: ich suchte Dich.<br />
Siegfrid.<br />
Ei, das ist freundlich, daß me<strong>in</strong> Lieb mich sucht.<br />
Auch me<strong>in</strong>e Blicke haben Dich gesucht<br />
Und wieder Dich gesucht beim Ritterspiel.<br />
(Sie <strong>in</strong> die Arme nehmend.)<br />
Du dünkst mich heute wunderbarlich schön,<br />
So hold, daß niemals holder Du gewesen.<br />
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