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Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf

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Da kam das Ungethüm herbeigeflogen,<br />

Und faßte mich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Löwenarme,<br />

Und führte durch die Lüfte mich davon.<br />

Nun hab’ ich gramvoll auf dem Ste<strong>in</strong> gesessen<br />

E<strong>in</strong> Jahr und drüber wohl – ich weiß es nicht:<br />

Denn droben war ke<strong>in</strong> Frühl<strong>in</strong>g und ke<strong>in</strong> Herbst;<br />

Die Tage hab’ ich nicht gezählt: ich sah<br />

Mit Angst sie kommen, denn der Drache sollte<br />

Bald wieder Mann, ich se<strong>in</strong>e Gatt<strong>in</strong> werden.<br />

Siegfrid.<br />

So b<strong>in</strong> ich ja zu rechter Zeit gekommen.<br />

Chriemhild.<br />

Gekommen als der Engel, edler Degen,<br />

Den ich vom Herrn erbeten und erwe<strong>in</strong>t.<br />

Ich b<strong>in</strong> nun frei, ich b<strong>in</strong> herabgestiegen<br />

Vom dürren Felsen <strong>in</strong> die schöne Welt.<br />

Wo Baum und Erde grünt und uns vertraulich<br />

Aus Blumenaugen anschaut, wo die Vögel<br />

In Morgenliedern und Abendliedern<br />

Den Schöpfer loben und die Sonne sich<br />

Im Bache badet, se<strong>in</strong> Crystall vergoldet.<br />

Die Heimath wird’ ich wiederseh’n und alles,<br />

Was me<strong>in</strong>er Liebe lohnt mit Gegenliebe,<br />

Und Alles, was, wenn’s auch nicht lieben kann,<br />

Ich dennoch liebe, weil ich’s stets gekannt!<br />

Im grünen Rhe<strong>in</strong> werd’ ich mich wieder spiegeln,<br />

In unsern Gärten werd’ ich Früchte pflücken<br />

Zur Zeit des goldnen Herbstes, und im Lenz<br />

Mit me<strong>in</strong>en Mägden Blumen auf der Wiese,<br />

Und den Prophetenruf des Guckgucks hören,<br />

Und ihn befragen um des Lebens Zeit.<br />

Dies alles werd’ ich – O! mir we<strong>in</strong>t das Herz<br />

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