Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Chriemhild (nach e<strong>in</strong>er Pause).<br />
Chriemhild alle<strong>in</strong>.<br />
Wie still es ist! − wie auf dem Todtenacker −<br />
Wie auf dem Felsen, wenn der Drache schlief. − −<br />
O wär’s der Fels, und säß’ ich noch gefangen<br />
Verzagend, jammernd, we<strong>in</strong>end auf dem Ste<strong>in</strong>e! −<br />
In me<strong>in</strong>en Thränen war ich gut und fromm.<br />
Jetzt b<strong>in</strong> ich böse wie die gift’ge Schlange,<br />
Schwarz wie die Nacht, blutfarbig wie der Brand<br />
Und hoffnungslos wie die Verdammniß. − − B<strong>in</strong> ich<br />
Denn wirklich Chriemhild, me<strong>in</strong>er Mutter K<strong>in</strong>d,<br />
Frau Utens sanftes, vielgeliebtes K<strong>in</strong>d?<br />
Wie käm’ ich denn zu e<strong>in</strong>er Hochzeitnacht<br />
Voll Rach’ und Mord? − − Ich b<strong>in</strong> es − Siegfrids Wittwe −<br />
Des Heiden Braut; − da brennt die Hochzeitfackel −<br />
Da prangt das Brautgeschenk − des Bruders Haupt<br />
Von Blut und Brand gefärbt. − Hörst Du, es spricht −<br />
<strong>Der</strong> Mutter Stimme − ähnlich sah er ihr −<br />
Sie flucht der Tochter. − − Nun? was bebst Du, Seele?<br />
Hast Du das nicht gewusst − für Rache Fluch? −<br />
Muth, me<strong>in</strong>e Seele, Muth! Du musst vergessen,<br />
Was Du gewesen, lernen, was Du bist.<br />
S<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>st milder denn mit Dir verfahren?<br />
Für blut’ge Thränen Blut − das ist gerecht. − −<br />
Wenn’s nur nicht gar so fürchterlich − entsetzlich −<br />
Unmenschlich wäre. − Ke<strong>in</strong>es lieben Menschen<br />
Gedenken kann ich − ohn’ an Mord zu denken. − −<br />
Muth, sag’ ich, me<strong>in</strong>e Seele, halte fest!<br />
Du brauchst noch Kraft; denn diesen Heidenkönig,<br />
<strong>Der</strong> freudig se<strong>in</strong>e Hand der Hölle leiht,<br />
Den soll die Braut (Sie zieht ihren Dolch aus dem<br />
Gürtel) mit diesem Kuß empfangen.<br />
Ich b<strong>in</strong> noch E<strong>in</strong>s, noch Siegfrids treues Weib,<br />
Das E<strong>in</strong>e − Menschliche − das will ich bleiben.<br />
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