Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Brunhild.<br />
Du wirst ihn ändern, wenn Du’s wohl erwägst.<br />
Die Götter gaben mir des Weibes Bildung;<br />
Doch männlich schlägt das Herz <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Brust,<br />
Und männlich denkt der Geist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Haupt.<br />
E<strong>in</strong> Abscheu s<strong>in</strong>d mir alle Frauenwerke,<br />
Zu denen rohe Kraft sie zw<strong>in</strong>gt. Ich will<br />
Nicht weben gleich der mißgeschaff’nen Sp<strong>in</strong>ne,<br />
Nicht gleich der feisten Hummel Vorrath sammeln,<br />
Nicht hadernd, strafend Mägd’ <strong>in</strong> Ordnung halten,<br />
Wie Schaf’ e<strong>in</strong> Hund durch Bellen und durch<br />
Biß.<br />
Gehorchen kann ich nicht; ich kann nur herrschen.<br />
Die Lieben kenn’ ich so nur, daß ich weiß,<br />
Sie macht das Weib zu e<strong>in</strong>es Herren Magd.<br />
Ich kann nicht K<strong>in</strong>der nähren, warten, pflegen,<br />
Denn brechen würd’ e<strong>in</strong> so gebrechlich Wesen<br />
In me<strong>in</strong>er Lanz’ und Schwert gewohnten Hand.<br />
Was frommt Dir solch e<strong>in</strong> Weib? Ich and’res<br />
suche,<br />
Das frei durch Schwachheit Dir freiwillig folge.<br />
Du hast gesiegt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kampf gesiegt,<br />
<strong>Der</strong> schon viel edler Recken Leib verdorben;<br />
Begnüge Dich mit der errungnen Ehre,<br />
Und trachte nicht dem Preis des Kampfes nach.<br />
Günther.<br />
Viel Hartes hast Du, hohe Maid, gesagt;<br />
Alle<strong>in</strong> Du hast’s gesagt mit holdem Munde,<br />
Und De<strong>in</strong>es Mundes Schönheit lockt den Geist<br />
So stark <strong>in</strong>s Auge, daß vom Geist verlassen<br />
Das Ohr nur klänge, ke<strong>in</strong>e Worte hört:<br />
So ließ mich unbewegt die harte Rede.<br />
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