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Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf

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Die jeglich Ei, aus dem die Mutter Zeit<br />

Mir e<strong>in</strong>e Lust ausbrüten soll, zerstöret.<br />

O weh mir! daß ich e<strong>in</strong>en Mann erkiest,<br />

<strong>Der</strong> me<strong>in</strong>e Liebe schwer verwundet sieht,<br />

Und statt der Wunde Schmerzen mit dem Balsam<br />

<strong>Der</strong> Wahrheit mir zu l<strong>in</strong>dern, durch das Gift<br />

<strong>Der</strong> Heuchelei und Falschheit sie noch schärfet.<br />

O weh mir, daß ich solchem Mann vertraut!<br />

Siegfried (sie wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arme fassend).<br />

Laß gut seyn, liebe Chriemhild, Traute me<strong>in</strong>!<br />

Was wolltest Du um solch e<strong>in</strong> Nichts Dich<br />

grämen?<br />

Sey gut, me<strong>in</strong> Lieb! Was ist es denn nun<br />

weiter,<br />

Wenn dieser Gürtel nicht zum Schatz gehört?<br />

Sieh! wenn man so auf Abenteuer geht,<br />

Trifft man mit mancher hübschen Maid zusammen<br />

Und wenn man weiter geht, so nimmt man wohl<br />

E<strong>in</strong> Angedenken mit, e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerle<strong>in</strong>,<br />

E<strong>in</strong> Armband, e<strong>in</strong>e Spang’ e<strong>in</strong> Löckchen Haar.<br />

So ist’s auch mir ergangen, me<strong>in</strong>e Traute,<br />

Bevor ich Dich gesehen und geliebt.<br />

Chriemhild (sich se<strong>in</strong>en Armen entziehend).<br />

Wie Du gelogen hast, so lügst Du wieder.<br />

Wär’ dieser Gürtel solch e<strong>in</strong> Angedenken,<br />

Du hättest ihn, als Du mich lieb gewonnen,<br />

Nicht so sorgfältig aufbewahrt, vielmehr<br />

Ihn weggeworfen, oder mir geschenkt.<br />

Du weiß recht gut, wie freudig vom Geliebten<br />

Wir früh’rer Liebe Angedenken nehmen,<br />

Und hast Du nicht manch goldnes F<strong>in</strong>gerle<strong>in</strong><br />

Und manches andre Kle<strong>in</strong>od mir geschenkt?<br />

Warum den Gürtel nicht, Du falscher Mann?<br />

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