Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Dankwart.<br />
Und dennoch sollt’ er fallen?<br />
Hagen.<br />
Wann die Säule<br />
<strong>Der</strong> Ehr’ e<strong>in</strong>mal gebrochen ist, ist Blut<br />
<strong>Der</strong> e<strong>in</strong>z’ge Kitt, der ihre Trümmer b<strong>in</strong>det,<br />
Wenn er nicht fiele, glaubte man, uns bangte,<br />
<strong>Der</strong> Himmel würde rächen se<strong>in</strong>en Tod,<br />
Weil Wahrheit er gesprochen. Ich erschlag’ ihn.<br />
Verwundbar, sagt man, ist e<strong>in</strong> Fleck an ihm,<br />
Und der Gedank’ an me<strong>in</strong>es Königs Ehre<br />
Wird mir den Weg zu se<strong>in</strong>em Leben zeigen.<br />
Günther.<br />
Ne<strong>in</strong>! nimmer tret’ ich diesem Rathe bei.<br />
Wie? soll ihm Liebesdienst zur Falle werden,<br />
Und Freundlichkeit zu Gift? Es ist <strong>in</strong> ihm<br />
Ke<strong>in</strong> Tropfen Blut, der mir nicht freudig diente,<br />
Und dieses Blut soll ich vergießen lassen?<br />
Wer baute nicht beim wilden Thier sich an,<br />
Wär’ solch e<strong>in</strong> Mann nicht sicher mehr bei Menschen?<br />
Bedarf e<strong>in</strong> König auch der schnöden Ehre,<br />
Die er mit Freundesblut erkaufen muß?<br />
Ers<strong>in</strong>net andern Rath! er soll nicht sterben.<br />
Hagen.<br />
Ich schlag’ ihn doch. Mehr als Du selber bist,<br />
Ist De<strong>in</strong>e Ehre, die noch nach Dir lebt.<br />
E<strong>in</strong>st naht der Tod und nimmt den Königsschmuck<br />
Von De<strong>in</strong>er Leiche; doch er trägt ihn nicht<br />
Als Ehrenherold De<strong>in</strong>em Sohne zu.<br />
Denn wann De<strong>in</strong> Sohn e<strong>in</strong>st De<strong>in</strong>e Mannen ruft<br />
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