Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Siegfrid (die Nebelkappe aus dem Busen ziehend.)<br />
Komm, Wunderkappe, goldner Zauberhut,<br />
<strong>Der</strong> mich vor jedem Blick <strong>in</strong> Nebel hüllt,<br />
Mich selbst zu Nebel macht, ich will Dich heut<br />
Zum ersten Mal <strong>in</strong> wicht’gem Dienste prüfen.<br />
Man könnte Dich zu schlechtem Dienst gebrauchen,<br />
Mit Dir <strong>in</strong> manches Schatzgewölbe schleichen,<br />
In manches stille Kämmerle<strong>in</strong> bei Nacht,<br />
Durch Dich erspäh’n der Menschen stilles S<strong>in</strong>nen<br />
Und lautes Träumen, und es offenbarend<br />
In Fe<strong>in</strong>dschaft Freundschaft, Lieb’ <strong>in</strong> Haß verwandeln;<br />
Doch me<strong>in</strong>es Dienstes sollst Du nie Dich schämen.<br />
Hier gilt’s dem Freund zu helfen, und e<strong>in</strong> Weib<br />
Zu zähmen, das nicht lieben will. Ei seht doch,<br />
Was nutzt e<strong>in</strong> Weib auf Erden, das nicht liebt?<br />
Fort mit dem Unkraut! – So ist Chriemhild<br />
nicht.<br />
Wie e<strong>in</strong>e Blume bei der Sonne Gruß,<br />
So schloß ihr Herz sich auf, als ich dem Drachen<br />
Sie abgewonnen hatt’, und ihr zuerst<br />
Aus me<strong>in</strong>em Herzen sagt’: ich liebe Dich.<br />
Jetzt steht sie kummervoll auf dem Altan,<br />
Und sieht nach Mitternacht, und denkt dabei:<br />
Dort unter jenen Wolken mag er seyn,<br />
Und dieser Vogel fliegt vielleicht zu ihm.<br />
Dann schaut sie nach der Wetterfahn’ und forscht,<br />
Woher der W<strong>in</strong>d kommt, ob er günstig ist,<br />
Und hörte lieber e<strong>in</strong>en Löwen brüllen,<br />
Als das Geschrill der Wetterfahn’ im Sturm.<br />
O! ’s ist e<strong>in</strong> herrlich D<strong>in</strong>g um solch e<strong>in</strong> Weib. –<br />
Allmählig will ich nun der Burg mich nah’n,<br />
Daß ich die Zeit des Kampfes nicht verfehle.<br />
(Nach h<strong>in</strong>ten zu dem Schiffsvolke.)<br />
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