Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Brunhild.<br />
Verhöhnst Du mich, und nennst mich König<strong>in</strong>?<br />
Seit wann ist Bettelhaftigkeit das Zeichen<br />
<strong>Der</strong> Könige? Nicht hundert Kämpfer stritten<br />
In me<strong>in</strong>er Farbe; wohl dreihundert prangten<br />
In De<strong>in</strong>er Schwester Chriemhild Kleid und<br />
Schmuck.<br />
Günther.<br />
Wie mag Dich das erzürnen? weißt Du doch,<br />
Die Menge drängt sich zu der reichern Hand,<br />
Und me<strong>in</strong>e Schwester spendet aus dem Schatze<br />
<strong>Der</strong> <strong>Nibelungen</strong>, Siegfrids Morgengabe,<br />
Den die Verschwendung selbst nicht würd’ erschöpfen.<br />
Brunhild.<br />
Weil sie dies kann, ist sie die König<strong>in</strong>.<br />
Me<strong>in</strong> Hauptschmuck zeigt nur die Gestalt der<br />
Krone,<br />
Ihr Stirnband hat der Krone Werth und Glanz.<br />
Wie prangte sie! Ihr Haupt war sonnenhell,<br />
Und ihr Gewand dem W<strong>in</strong>terhimmel gleich,<br />
Wenn er sich schmückt mit allen tausend Sternen.<br />
Wie Bienen hängen an der König<strong>in</strong>,<br />
So h<strong>in</strong>gen alle Blick an ihr, und ich<br />
Ward nur gesehen, weil ich neben ihr,<br />
In ihrem Glanze saß. Ich habe stets<br />
Den Mond gehasst, weil er se<strong>in</strong> schwarzes Anlitz<br />
Mit dem erborgten Sonnenlichte schm<strong>in</strong>kt,<br />
Und soll nun selbst e<strong>in</strong> Mond seyn, nur gesehn,<br />
Wann e<strong>in</strong>e Kön’g<strong>in</strong>-Sonne ihn beleuchtet?<br />
Günther.<br />
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