Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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(E<strong>in</strong>ige Edle gehen rechts ab.)<br />
Du, Hagen, führst die König<strong>in</strong> zurück,<br />
Und bleibst daheim, das Reich mir zu verwalten:<br />
Denn Unglück, weißt Du, brächte mir im Kriege<br />
Des Ehrenrächers blutgetünchte Hand.<br />
Hagen.<br />
Wo Du es wünschest, König, werd’ ich stehen.<br />
Günther.<br />
Nimm se<strong>in</strong>en Leichnam mit, und ehrenvoll,<br />
Wie’s e<strong>in</strong>em solchen Königssohn gebührt,<br />
Sey die Bestattung, sey so feierlich<br />
Und glänzend, daß man sieht und laut es sagt:<br />
Hier wird des Königs bester Freund begraben.<br />
Den schlimmsten Streit verträgt des Todes Spruch;<br />
E<strong>in</strong> Friedensmantel ist das Leichentuch.<br />
(Er geht zur Rechten ab; Alle außer Volker und Hagen folgen ihm.)<br />
Volker.<br />
O Freund! welch arges Werk hast Du vollbracht!<br />
Hagen.<br />
E<strong>in</strong> arges Werk, das sicherlich nicht Freude<br />
Dem Meister br<strong>in</strong>gt, doch e<strong>in</strong> gerechtes Werk.<br />
Nicht Haß um Frauengunst, nicht Ruhmesneid,<br />
Nicht Gier nach Gold hat me<strong>in</strong>e Hand geführt;<br />
Doch, da se<strong>in</strong> Leben mit des Königs Ehre<br />
Im Streite lag, so mußte me<strong>in</strong>e Treue<br />
Sich zu der Ehre me<strong>in</strong>es Königs stellen.<br />
Volker.<br />
Das mußte sie. O wohl dem freien Manne!<br />
(Er tritt zu Siegfrids Leiche.)<br />
O edler Löwe, königliches Wild!<br />
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