Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
Ernst Raupach: Der Nibelungen-Hort. Tragödie in fünf
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Sie haben ohne Mitleid Dich gejagt,<br />
Und dieses ungenannten Felsens Brust<br />
Zum harten Sterbebette Dir gegeben.<br />
Wie manches Ungethüm hast Du besiegt,<br />
Das landverheerend wohnt <strong>in</strong> dunkler Höhle;<br />
Und dieß ist der Befreiten blut’ger Dank.<br />
Zum Säub’rer dieser Welt warst Du erkoren;<br />
Und e<strong>in</strong>e ganze Zukunft ist mit Dir<br />
Und e<strong>in</strong>e bess’re Zeit mit Dir gestorben.<br />
(Er hat, ohne auf Hagen zu hören, Siegfrids Leiche betrachtet. Er reißt aus e<strong>in</strong>er Felsenspalte e<strong>in</strong>ige<br />
G<strong>in</strong>sterranken, flicht sie zum Kranze und setzt ihn auf Siegfrids Haupt.)<br />
Nimm diesen Kranz! Wohl welkt er bald; doch besser<br />
Vermag ihn hier die Liebe nicht zu flechten,<br />
Und nimmer sollst Du, ke<strong>in</strong>en Augenblick<br />
Des Kranzes wohl verdienten Schmuck entbehren.<br />
Die ew’gen Kränze theilt die Nachwelt aus;<br />
Sie werden Dir nicht fehlen: De<strong>in</strong> Gedächtniß<br />
Wird künft’ger Menschen Stern und Leiter seyn;<br />
An De<strong>in</strong>em Bilde werden ihre kühnen<br />
Und mannlichen Gedanken sich erheben,<br />
Wie sich der Epheu hebt am Eichenbaum;<br />
<strong>Der</strong> Nachwelt wirst Du Muth und Lehre geben,<br />
Und so, sie leitend aus des Grabes Raum,<br />
In ihren Thaten und Gesängen leben.<br />
(<strong>Der</strong> Vorhang fällt.)<br />
Hagen.<br />
Vierter Aufzug.<br />
Scene: E<strong>in</strong>e Halle <strong>in</strong> der Königsburg zu Worms.<br />
Erster Auftritt.<br />
Günther. Brunhild. Hagen.<br />
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