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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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12 W alter Asmus<br />

unter den Beamten und der Geistlichkeit nicht an Männern von<br />

geistigen Interessen und wissenschaftlichen Verdiensten. Aus dem<br />

Umgangskreise <strong>des</strong> Statthalters, der selber ein hochgebildeter und<br />

vielgereister Mann war, ragten vor allem zwei Männer hervor, die<br />

durch ihre Bildung und Gelehrsamkeit jedem Kreise zur Zierde gereicht<br />

hätten: der aus Hessen gebürtige Bürgermeister und Landvogt<br />

Julius Rottmann und — Rektor Herbart. Sehestedt segnete freilich<br />

schon am 13. September 1736 als 72jähriger Greis das Zeitliche. Er<br />

wurde in der Stiftskirche zu Aarhus in Jütland beigesetzt. Rektor<br />

Herbart verfaßte ihm die lateinische Grabschrift, die mit besonderem<br />

Nachdruck seine Verdienste um die oldenburgischen Grafschaften<br />

hervorhebt: Er habe den das verwüstete Budjadingen mit völligem<br />

Untergange bedrohenden Fluten der Nordsee kunstvolle und mit bewundernswerter<br />

Technik ausgeführte Deiche mit glücklichem Erfolge<br />

entgegengestellt6) .<br />

Des neuen Rektors erste Aufgabe war, die recht verfallene Schule<br />

wieder zu heben. Seine echt pädagogische Natur, die Widerspruch<br />

und Einwürfe, wenn sie Scharfsinn und Liebe <strong>für</strong> Denkfreiheit verrieten,<br />

gern hörte, vereinte milden Ernst mit einem fröhlichen Gleichmut.<br />

In wichtigen Dingen fest, wo Nachgeben möglich war, biegsam,<br />

von Herzen gütig und nachsichtig, zudem kenntnisreich, in vielen<br />

Sätteln gerecht — einen Polyhistor nennt ihn sein Biograph —<br />

wußte er sich schnell durchzusetzen und wurde bald einer der<br />

geistigen Führer Oldenburgs. Die Schule kam auf diese Weise recht<br />

schnell wieder in Aufnahme und wurde von Einheimischen wie von<br />

Fremden gut besucht. — Von organisatorischen und Lehrplanänderungen<br />

versprach der Rektor sich wenig. Daher hielt er auch an dem<br />

lateinisch-philosophisch-theologischen Grundcharakter <strong>des</strong> Unterrichts<br />

fest und führte keine neuen Lehrgegenstände ein7). Diese<br />

Schonsämkeit gegenüber dem Hergebrachten wußte er aber mit einer<br />

starken persönlichen Aufgeschlossenheit den neuen Ideen gegenüber<br />

wirksam und klug zu verbinden. Mehr als auf die Organisation kam<br />

es ihm auf den Geist und die Lebendigkeit <strong>des</strong> Unterrichts an. Als<br />

„Selbstdenker", der die Wahrheit suchte und annahm, wo er sie fand<br />

und nie anderer Meinung nachbetete, huldigte er dem pädagogischen<br />

Fortschritt. Von Anfang an galt sein Kampf dem leeren Formalismus<br />

und Verbalismus besonders im lateinischen Unterricht8). Grundsätzlich<br />

müßte Latein ebenso wie die Muttersprache gelehrt werden. Bei<br />

5jährigen Kindern könne man nicht mit bloßer Grammatik anfangen,<br />

sondern müsse einen „Orbis pictus” mit lateinischem Texte zugrunde<br />

legen. Erst nach 5jähriger praktischer Übung könne regelmäßig

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