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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Lasten schiffbar, und an der reizenden Mannigfaltigkeit schöner Naturszenen<br />

fehlt es hier gänzlich. Nur eine halbe Stunde von der Stadt<br />

ist ein Wäldchen, zu einer artigen Partie eingerichtet, und auf den<br />

ehemaligen Festungswerken ist jetzt eine angenehme Promenade angelegt,<br />

die rund um die Stadt führt und den <strong>Oldenburger</strong>n einen<br />

Spaziergang gewährt, der vielen größeren Städten fehlt und den außer<br />

Münster kein westfälischer Ort der Art besitzt. Was überhaupt Bildung<br />

und humaner Gemeingeist vermag, einen durch seine Lage isolierten<br />

Ort angenehm zu machen, ist hier geschehen, und keine andere<br />

Stadt Westfalens kommt darin dieser gleich. Selbst ihr Äußeres gefällt.<br />

Zwar ist sie an schönen Gebäuden arm, zwar sind ihre Gassen<br />

nicht kunstgerecht und abgezirkelt, aber gut gepflastert und ziemlich<br />

rein erhalten; auch ist die neue Vorstadt eine sehr hübsche Partie mit<br />

artigen Gebäuden und Straßen, die den Mannheimern selbst nichts<br />

nachgeben28)."<br />

Fast mehr noch als das äußere Bild hob sich das geistige Leben<br />

der Stadt. Die Musik wurde eifrig gepflegt; seit 1768 wurden regelmäßig<br />

öffentliche Konzerte angekündigt. Das Haus <strong>des</strong> Assessors<br />

Dr.Cor<strong>des</strong> war ein Mittelpunkt der privaten Musikpflege. In der herzoglichen<br />

Reitbahn gab seit 1778 die Hentschelsche Gesellschaft deutscher<br />

Schauspieler ihre Vorstellungen dreimal in der W oche. Selbst<br />

Lessings „Minna von Barnhelm" lernten die <strong>Oldenburger</strong> hier kennen.<br />

— Ein reges geselliges Leben, durch die Stan<strong>des</strong>unterschiede nur<br />

wenig eingeschränkt, führte die Bürger zusammen. Das soll eine gute<br />

Folge der „etablierten Klubs" gewesen sein. Es existierte damals in<br />

Oldenburg ein großer Klub, zu welchem ohne Rücksicht auf Stand<br />

und Titel, Adel und Nichtadel bloß das „Ballot“ den Zutritt verschaffte.<br />

Die allen Ständen angehörenden Klubgenossen hielten gemeinsame<br />

„Assembleen“ ab, wozu sich auch Damen einfinden konnten10).<br />

Ein sehr eifriger Klubbesucher war Justizrat Herbart.<br />

Das eigentliche geistige Zentrum Oldenburgs war seit 1779 die<br />

literarische Gesellschaft. Mit der neuen Regierung waren mehrere<br />

geistig nicht unbedeutende Männer in Oldenburg eingezogen. Da war<br />

zunächst der holsteinische Graf Friedrich Levin von Holmer, der als<br />

dirigierender Minister länger als drei Jahrzehnte in Oldenburg ge­<br />

wirkt hat. Ein vornehmer Mann, liebte er es, sich in seinem äußeren<br />

Auftreten mit einem glänzenden Apparat zu umgeben. Doch war er<br />

ein Mann von feiner Bildung und edler humaner Gesinnung. Seinen<br />

Sohn hat Johann Friedrich Herbart später auf die Göttinger Universität<br />

begleitet. Da war ferner der bei der dänischen Regierung in<br />

Ungnade gefallene Darmstädter, der als einer der feinsten deutschen

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