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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Die Herbarts in Oldenburg<br />

päische Kultur durch die Revolution gleichsam persönlich betroffen:<br />

„Manche Gegenden von Europa freuen sich schon eines schönen heitern<br />

Morgens, erwärmen sich schon an den belebenden Strahlen der<br />

Kultur der Sittlichkeit. Anderen verspricht wenigstens ein liebliches<br />

Morgenrot eben diesen hellen Tag. Nur über eine Gegend unseres-<br />

Weltteils hat sich eben jetzt wieder aufs neue eine nächtliche <strong>für</strong>chterliche<br />

W olke zusammengezogen; mein wehmütiger Blick wendet sich<br />

zu den Trauerszenen jenseit <strong>des</strong> Rheins." Innerste Erregung, nur<br />

durch die begriffliche Bewältigung gebändigt und gekühlt, durchzittert<br />

die Exklamationen <strong>des</strong> Re<strong>des</strong>chlusses: „Schrecklich sind solche<br />

Verirrungen <strong>des</strong> menschlichen Geistes! Doppelt schrecklich bei einem<br />

gebildeten Volke! — Doch diese Bildung — war sie nicht großenteils<br />

nur Verfeinerung der Sinnlichkeit? Hatten nicht die frechsten Leidenschaften<br />

das Staatsruder an sich gerissen? Erlag nicht ein Teil <strong>des</strong><br />

Volks unter der drückendsten Armut, während ein anderer Teil<br />

Schätze auf Schätze in den Ozean der Üppigkeit und Schwelgerei<br />

hinabstürzte und die edelsten Anlagen der Menschheit bei sich erstickte?<br />

Ward nicht der Drang nach Vernunftmäßigkeit von der rasenden<br />

Wut <strong>des</strong> Aberglaubens und der Herrschsucht aufs schrecklichste<br />

verfolgt, wenn er die eisernen Fesseln der Hierarchie zu zerbrechen<br />

suchte und zu richtigem religiösen Kenntnissen emporstrebte?<br />

— Hier liegt der Grund von allen den Greueln, wovor jetzt die<br />

Menschheit schaudert." — Das Unheil mit Furcht und Zittern auf sich<br />

zukommen zu lassen, war aber schon damals nicht Herbarts Art, wie<br />

es seiner männlichen Seele auch nicht eigentlich gegeben war, zu<br />

sagen, was sie litt. Sich in den Mantel seiner kühlen Begrifflichkeit<br />

hüllend, sieht er dem Verhängnis klar und fest ins Auge und fragt<br />

ernst und besonnen: Was ist zu tun, um den Verfall der Moralität,<br />

der das Schicksal der Staaten immer wieder gefährdet, vorzubeugen?<br />

Was ist zu tun, um die guten Sitten <strong>des</strong> Volkes, Biedersinn und Recht-<br />

schaffcnheit, zu erhalten und jede Regung der Sinnlichkeit, vor allem<br />

Eigennutz und Parteigeist, zu unterdrücken? An den in jedem Men­<br />

schen mehr oder weniger vorhandenen „natürlichen Drang“ nach<br />

„M oralität" anknüpfend, erscheint es ihm notwendig, diesem Drange<br />

durch eine der Vernunft gemäße Kultur <strong>des</strong> Willens zu Hilfe zu kommen<br />

und durch Erringung der unbedingten Herrschaft über die Sinnlichkeit<br />

seine Befriedigung zu erleichtern. Da aber selbst bei dem<br />

besten und standhaftesten Willen noch Fehltritte aus Irrtum möglich<br />

sind, fordert die „ganz vollkommene Moralität" nicht ?uletzt „richtige<br />

Kenntnisse" von dem, was wirklich gut und vernunftmäßig ist:<br />

„Sie vereint also das Wissen mit dem beharrlichen W ollen; bei ihr

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