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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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folgt der hellsehenden Vernunft ein über die Sinnlichkeit erhabener<br />

W ille; so entsteht unerschütterliche Pflichtmäßigkeit aus Achtung <strong>für</strong><br />

die Pflicht; — das Erhabenste, was unsere Denkkraft zu fassen vermag,<br />

zugleich der höchste Zweck unseres Daseins." Zu diesen die<br />

Moralität garantierenden „richtigen Kenntnissen" reichen jedoch die<br />

üblichen trivialen Denksprüche und Klugheitsregeln nicht zu. Nur eine<br />

wirklich „populäre Philosophie" und eine „aufgeklärte Religion", die<br />

sich gegenseitig vor der rasenden Wut <strong>des</strong> Aberglaubens und der gefährlichen<br />

Macht oberflächlicher Vorurteile schützen, vermögen die<br />

Moralität zu garantieren. Eine solche Philosophie und Religion richtig<br />

zu erfassen, ist jedoch ohne weiteres nicht jedem möglich; denn es bedarf<br />

dazu einer nicht geringen Masse von allgemein verbreiteter Kultur<br />

<strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong>, die wohl schwerlich anderswo möglich sein wird<br />

als da, wo alle edlen Künste und Wissenschaften blühen und mit vereinter<br />

Kraft zur Bildung <strong>des</strong> Volkes Zusammenwirken. — Wirkliche<br />

„Bildung <strong>des</strong> Volkes", das ist die Waffe, mit welcher der 17jährige<br />

Jüngling den „schönen heitren Morgen" der europäischen Kultur vor<br />

dem „frechen Ungestüm" der jenseits <strong>des</strong> Rheins entfesselten Begierden<br />

und Leidenschaften verteidigen will. — W ie die Zitate zeigen,<br />

erhob sich diese Rede stilistisch wie inhaltlich weit über das Niveau<br />

der üblichen Schülerreden. Gerhard Anton von Halem, der Freund<br />

der Familie Herbart, hat sie daher auch in den von ihm herausgegebenen<br />

„Blättern vermischten Inhalts" (Oldenburg 1797, S. 60—79}<br />

abgedruckt. Die Rede ist die erste von Herbart herausgegebene Schrift.<br />

Im nächsten Jahre befand sich Johann Friedrich Herbart schon<br />

unter den sich mit einer Rede öffentlich verabschiedenden Abiturienten.<br />

Audsrücklich erklärte Rektor Manso, daß er weder an der Wahl<br />

der Materie noch an der Ausführung einigen Anteil habe: „So kommt,<br />

was dabei gut und nicht gut sein mag, ganz auf Rechnung der jungen<br />

Redner." Als erster der Abiturienten sprach Herbart. Er verglich in<br />

einer lateinischen Rede Ciceros und Kants Gedanken über das höchste<br />

Gut und den Grundsatz der praktischen Philosophie. Auch diese Rede<br />

zeigt ihn unter dem Einflüsse der Ethik Kants. Schnell sprach es sich<br />

in Oldenburg herum, daß der junge Herbart durch eine „kraftvolle<br />

lateinische Rede mit allgemeinem Beifall vom Gymnasio Abschied<br />

genommen“ und dadurch die größte Hoffnung erweckt habe“ ). Dasselbe<br />

Zeugnis stellte ihm der Rektor aus: „Unter den Abgehenden hat sich,<br />

wie überhaupt unter allen Mitschülern, stets Herbart durch Ordnung,<br />

gute Aufführung, Eifer im Studieren und Beharrlichkeit ausgezeichnet<br />

und seine guten natürlichen Anlagen durch unermüdeten Fleiß zu<br />

entwickeln und auszubilden getrachtet.“

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