27.07.2013 Aufrufe

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Herbarts in Oldenburg 33<br />

waren. Zum Abschiedstrunk reichte ihnen der Mönch einen Krug Bier.<br />

Schlimmer ging es auf dem Rückwege: Verirrung in der Heide, eingebildete<br />

Räuberangriffe. Herbart füllte den Freunden die Taschen mit<br />

Steinen zur Abwehr, ward so müde, daß er <strong>des</strong> Nachts in der den<br />

Gefährten grauenerregenden Heide liegenbleiben wollte, mußte sich<br />

von ihnen weiterschleppen lassen usw."40).<br />

So fehlte es dem Jugendleben Herbarts doch nicht ganz an ablenkenden<br />

Szenen. Selbst der Frohsinn ist, wenn auch vielleicht nicht<br />

so oft wie bei anderen Kindern, hin und wieder zu seinem Recht gekommen.<br />

Da<strong>für</strong> sorgte schon Justizrat Diedrich Wardenburg, Langreuters<br />

Vaterstelle an ihm vertretender Großvater, der ein großer<br />

Freund kindlicher Geselligkeit war. Sonntags pflegte er seine zahlreiche<br />

Familie, seine Kinder und Enkel mit ihren Freunden, wozu<br />

auch Herbart gehörte, in sein geräumiges <strong>Oldenburger</strong> Haus zum Tee<br />

einzuladen und schenkte hier der Jugend manche Stunde harmloser<br />

Fröhlichkeit. Sein alter Diener, ein Original, war ebenfalls der Jugend<br />

sehr zugetan. Als dieser einmal den Saal, in dem sich der große<br />

Familien- und Freun<strong>des</strong>kreis befand, mit einem großen Teebrette betrat,<br />

auf welchem sich ein sehr wertvolles holländisches Teegeschirr<br />

befand, glitt ihm dasselbe aus den Händen, und die ganze kostbare<br />

Herrlichkeit lag in Scherben auf dem Boden. Statt einer demütigen<br />

Entschuldigung fand er zum höchsten Ergötzen der Jugend nur die<br />

kurzen W orte: „D or liggt dat, Herr Justizrat!",‘ ). War Herbart in<br />

einer derartigen Geselligkeit auch nicht führend und tonangebend,<br />

so erwarb sein bescheidenes, an allem Menschlichen freundlich teilnehmen<strong>des</strong><br />

Wesen ihm doch die Zuneigung und Achtung aller Gutgesinnten.<br />

3. Unterricht<br />

a) Privatunterricht<br />

Die zarte Konstitution <strong>des</strong> jungen Johann Friedrich ließ den<br />

frühen Besuch einer öffentlichen Schule zunächst nicht zu; denn die<br />

äußeren Schulverhältnisse an den <strong>Oldenburger</strong> Stadtschulen waren<br />

selbst <strong>für</strong> gesunde Kinder kaum erträglich’*). Klassen von 150 Kindern<br />

und mehr in engen und feuchten Räumen waren die Regel. Nicht<br />

selten soll es vorgekommen sein, daß selbst kerngesunde Kinder in<br />

der Schule ohnmächtig wurden und sie schweißgebadet verlassen<br />

mußten. Die sogenannte ,,Freischule", die fast nur von den Kindern<br />

der „Freien", d. h. der nicht der städtischen Gerichtsbarkeit unterworfenen<br />

Kanzleisässigen, also vor allem der herzoglichen Zivil- und<br />

Militärbeamten, besucht wurde, hatte als Schule der sogenannten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!