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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Die Herbarts in Oldenburg 43<br />

Als der 18jährige Abiturient Herbart im Frühjahr <strong>des</strong> Jahres<br />

1794 den Staub seiner Vaterstadt von den Füßen schüttelte, um die<br />

Hochburg der derzeitigen wissenschaftlichen Bildung der Deutschen,<br />

die Universität Jena, aufzusuchen, konnte er nicht ahnen, daß ein<br />

unglückliches Geschick aus diesem Abschied einen Abschied <strong>für</strong><br />

immer machen würde. Nachdem er das Studium in Jena 1797 abgebrochen<br />

hatte, um als Hauslehrer der Familie <strong>des</strong> Landvogts<br />

von Steiger in Bern den menschlichen Geist „usu et experimentia“<br />

in der Wirklichkeit <strong>des</strong> Lebens selber kennenzulernen, hatte die<br />

Liebe zur Mutter, die, mit dem Vater uneins, seiner bedurfte, ihn zu<br />

Anfang <strong>des</strong> Jahres 1800 vorzeitig nach Oldenburg zurückgerufen.<br />

Doch das Opfer seiner eigenen Pläne war vergeblich. Von den elterlichen<br />

Unzulänglichkeiten enttäuscht, hatte er fortan, ganz auf sich<br />

gestellt, das Leben allein zu meistern. Der Prozeß, den seine Eltern<br />

miteinander über ihr Vermögen führten, und die Haltung einiger<br />

<strong>Oldenburger</strong> Bürger, die ihn wegen seiner Uneigennützigkeit als<br />

„Kind" und „Tollhäusler" (16, 196) schalten, haben ihm die Atm osphäre<br />

der Vaterstadt derart verleidet, daß er Zuflucht bei seinem<br />

Freunde Smidt in Bremen suchte und die Stadt von dort aus nur<br />

noch einmal zu einem flüchtigen geschäftlichen Aufenthalte betrat.<br />

Selbst vor der Abreise nach dem fernen Königsberg im Jahre 1809<br />

hat er sie nicht wiedergesehen. Der alte Freund und Gönner von Ha-<br />

lem blieb der Vertraute seines auf die <strong>Oldenburger</strong> Angelegenheiten<br />

bezüglichen Briefwechsels und der rechtskundige Berater und Ver­<br />

mittler. Von seinen Lehrern behielt er besonders Professor Ricklefs<br />

und König in freundlichem Gedenken und erinnerte sie durch die<br />

Überreichung eines Exemplars seiner Pestalozzis „ABC der Anschauung”<br />

gewidmeten Schrift an den ehemaligen Schüler (16, 256). — Nach<br />

seiner Berufung nach Königsberg wurde auch die Verbindung mit<br />

von Halem immer lockerer. Die nach dem Tode seines Vaters notwendig<br />

werdende Ordnung seines Nachlasses leistete der Advokat<br />

Wardenburg in Neuenburg. — Als der Herzog von Oldenburg auf<br />

seiner Flucht vor Napoleon nach Petersburg im Jahre 1809 in Königsberg<br />

Aufenthalt nahm, soll Herbart ihn nicht gesehen haben, was<br />

Wardenburg als vielleicht absichtliche Vernachlässigung <strong>des</strong> Herzogs<br />

von seiten Herbarts berichtet wurde (19, 157). Wenn auch diese Fama<br />

bisher nicht nachgeprüft werden konnte, so steht es doch fest, daß die<br />

kindlich-freundliche Pietät gegen Laren und Penaten Herbart auch in<br />

späteren Jahren trotz der erlittenen Unbill nicht fremd war. So hat<br />

noch viele Jahre später, als er längst in Königsberg einer der gefeiertsten<br />

Professoren war, der Besuch eines auf ausdrücklichen Be­

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