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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Die Herbarts in Oldenburg 35<br />

so mag das damit Zusammenhängen, daß nun der Unterricht Ültzens,<br />

der der eigentliche Jugendlehrer Herbarts werden sollte, mehr und<br />

mehr seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Seit Ostern 1783<br />

war Ültzen als Hauslehrer in den Familien oldenburgischer Beamter,<br />

<strong>des</strong> Konferenzrates und Vizekanzleidirektors August Gottlieb von<br />

Berger und später auch <strong>des</strong> Etatsrates Georg tätig. Seine lebendige,<br />

warm und fein empfindende Natur ließ ihn bald über die Rolle eines<br />

bloßen Wissensvermittlers hinauswachsen und zum beratenden Freunde<br />

der ihm anvertrauten Knaben werden. Besonders innig gestaltete sich<br />

das Verhältnis zu Johann Friedrich Herbart, seinem „lieben Fritz".<br />

W ie Karl von Steiger später an dem selbst zum Erzieher gewordenen<br />

Jüngling Johann Friedrich Herbart hing, so hing der Knabe Fritz an<br />

seinem Lehrer Ültzen. Das bezeugen vor allem zwei nach Ültzens<br />

Scheiden von Oldenburg an seinen „lieben Fritz", dem er nach wie<br />

vor mit ganzer Seele zugetan war, geschriebene Briefe (19, 57 f.).<br />

Vom Kloster Loccum aus, wo er zu seiner weiteren praktisch-theologischen<br />

Ausbildung weilte, bekennt Ültzen dem Knaben in einem<br />

lateinischen Briefe, <strong>des</strong>sen feine an Cicero geschulte Diktion dem<br />

langjährigen Schüler Heynes alle Ehre macht, wieder und wieder die<br />

zarte und aufrichtige Liebe, mit der er ihn umfängt und immer umfangen<br />

wird. Das vertrauliche Verhältnis, die „Familiarität", die zwischen<br />

beiden bestehe, lege ihm vor allem die Pflicht auf, alles Verstellen<br />

und Verhehlen, welches menschliche Gewohnheit und die gewöhnliche<br />

Art zu leben erfordern, völlig beiseite zu lassen und da<strong>für</strong><br />

das zu loben, was lobenswert ist und zu tadeln, was Tadel erheischt.<br />

Fritz solle daher fest davon überzeugt sein, daß er ihm nie ein W ort<br />

gesagt habe noch jemals sagen werde, um ihm zu schmeicheln. Wenn<br />

er gleichwohl nicht umhin kann, dem Knaben zu versichern, daß er<br />

in kurzem alle Altersgenossen in jeder beliebigen Gelehrsamkeit<br />

übertreffen und ihnen die Palme <strong>des</strong> Sieges entreißen werde, so bezeugt<br />

er nur, daß er bereits in dem Geiste <strong>des</strong> Knaben einen Hauch<br />

<strong>des</strong> feinen und scharfen Herbartischen Geistes gespürt hat. Sich<br />

Freund und Lehrer eines solchen Geistes nennen zu können, ist ihm<br />

ehrebringender Triumph. Er habe es daher vor seinem Freunde Born­<br />

träger nicht verschweigen können, einen solchen Schüler zu haben<br />

und habe ihm seinen Aufsatz „über den Beweis <strong>für</strong> die Existenz<br />

eines ewigen Gottes" mitgeteilt. Als Pädagoge lobt er besonders die<br />

Bescheidenheit, mit der der Knabe seine übrigen Vorzüge und seinen<br />

scharfen Geist kröne. Sie stehe einem jeden Alter wohl an, besonders<br />

aber dem Jüngling. Durch gerechtfertigte Belohnung seines Fleißes<br />

will er ihm einen Ansporn geben und zu immer Höherem anfeuern.

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