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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Man kann sich kaum eine sonnigere Jugendzeit vorstellen als die<br />

von ihm durchlebte. Wulfswarfe durfte, als er Kind war, ein Haus in<br />

der Sonne genannt werden. Frohsinn herrschte dort und Freundlichkeit<br />

gegen jedermann. Der einzige Sohn, am 9. September 1877 geboren,<br />

war der jüngste unter den Geschwistern und zugleich der lebendigste,<br />

der allgemeine Liebling. Er steckte voll von lustigen Einfällen und<br />

übertraf in der Schule bei weitem alle übrigen. Sein Vater hatte den<br />

Hof zu Wohlstand und Ehren gebracht, hatte sich als Züchter einen<br />

Namen erworben, der Sohn sollte das Werk weiterführen.<br />

Es kam ganz anders. Bei den 10. Jägern in Colmar warf ihn ein<br />

Gelenkrheumatismus nieder, und ein Herzleiden blieb zurück, das ihn<br />

25 Jahre an den Krankenstuhl fesselte. Die Ärzte gaben ihm kein<br />

langes Leben. Und er wollte noch so gern leben. Er war noch keine 20<br />

Jahre, und nun schon vom Licht scheiden!<br />

Es war ein hartes Los. Er war zum Nichtstun verurteilt, ausgestoßen<br />

aus der heiteren Geselligkeit, aus dem Kreis der Gleichaltrigen.<br />

W ohl wurde er umsorgt von der Liebe der Seinen. Jeder hatte Mitgefühl.<br />

Am meisten hat ihm in jenen Jahren sein blinder Freund Hayo<br />

Janssen gegeben. Sie trugen zusammen ihre Last. Ihr reiches Innenleben<br />

hob sie hinweg über die Schwere <strong>des</strong> Daseins, ein Freun<strong>des</strong>paar,<br />

wie man nicht leicht ein edleres findet, leidgeprüft, sein Schicksal<br />

gottergeben tragend.<br />

Damals ließ er seine erste Schrift erscheinen, Gedanken über die<br />

W elt und ihre Zusammenhänge, mit der Überschrift „Naturphilosophie".<br />

Dann wandte er sich der Heimatforschung zu. Eine vortreffliche Quelle<br />

waren ihm die Erinnerungen <strong>des</strong> Vaters, der als Waise bei seinem Großvater<br />

aufgewachsen war und <strong>des</strong>sen Erzählungen in treuem Gedächtnis<br />

aufbewahrte. Mehr als ein Jahrhundert spiegelt sich in ihnen.<br />

„Sillenstede im Jeverland", so hieß das erste seiner Heimathefte, dem<br />

bald fünf andere folgten. Es gab in weitem Umkreis kein Dorf, <strong>des</strong>sen<br />

Vergangenheit so liebevoll aufgehellt wurde.<br />

Vielen Jeverländern hat er Familiengeschichten geliefert, zuverlässig,<br />

erschöpfend. Erst durch ihn erfuhr man, wie fest man im Heimatboden<br />

wurzelte. Zeitungen und Zeitschriften brachten Arbeiten von<br />

ihm in reicher Fülle. Er wurde geschätzter Mitarbeiter an den „Ahnentafeln<br />

berühmter Deutscher". Seine Genealogische Sammlung hat bleibenden<br />

Wert, ist eine Fundgrube <strong>für</strong> die Familienforscher.<br />

So hatte er dennoch ein Arbeitsfeld gefunden, die beglückende Gewißheit,<br />

daß er einen Platz ausfüllte, daß seine Tage nicht nutzlos verstrichen.<br />

Die Heilkraft seiner Natur strafte alle düstern Vorhersagen<br />

Lügen. Nachdem er erfahren hatte, daß sein Herzleiden zum größten

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